geb. 19. Juli 1861 in Fürth
Fabrikant
Sophienstraße 20 (von Nürnberg kommend, 1934-1935)
Bernhardstraße 28 (1935-1938, nach Basel)
Am 1. Oktober 1938 Emigration nach Basel
Lebenslauf für die Beantragung eines Reisepasses, März 1936
"Baden-Baden, 4. März 1936
Der Unterzeichnete bittet, ihm und seiner Ehefrau den Pass zu belassen und begründet sein Gesuch wie folgt:
Ich, Ludwig Bendit, bin am 19. Juku 1861 in Fürth in Bayern geboren, sehe also meinem 75. Geburtstag entgegen. Meine Frau Sophie, geborene Baer, wurde am 31. August 1864 in Ihringen geboren. Wir haben zwei Söhne. Von 1890-1923 lebten wir in Fürth, von 1923-1933 in Nürnberg, Prinzregentenufer 41.
In Nürnberg war ich vor mehr als einem Jahrzehnt Mitbegründer des Ardiewerks AG (Fabrik für Motorräder), das sich unter der Leitung meiner beiden Söhne Willy und Dr. Leo und mir zu einem der bedeutendsten Firmen dieser Branche entwickelte. Nach dem Umbruch legte ich mein Amt als Aufsichtsrat, das ich ein Jahr vorher gegen den Direktorenposten vertauscht hatte, und meine beiden Söhne ihre Direktorenposten nieder. Der jüngere Sohn wanderte im Jahre 1934 nach Palästina aus. Im Jahre 1935 bezog er für ca. 90.000 RM Maschinen aus Deutschland und auch zur Zeit hat er eine weitere Sendung unterwegs. Mit Rücksicht auf diese in unserem Interesse gelegene Betätigung meines Sohnes erhielt ich vom Reichswirtschaftsministerium in Berlin die Genehmigung, meinem Sohn den Betrag von 3.000 RM und dann nochmals den Betrag von 10.000 RM schenkungsweise über die Reichsbank zu überlassen.
Mein älterer Sohn Willy hat sich im Jahre 1934 in Paris niedergelassen und vertritt dort die Firma Robert Bosch. Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass im Jahre 1934 25 deutsche Kinder zur Erholung nach Frankreich geschickt wurden. Er selbst fuhr in seinem Auto von Paris nach Clair Viré, ungefähr 600 Kilometer, um die Kinder und die Stuttgarter Dame, die die Kinder betreute, abzuholen und an Ort und Stelle zu geleiten. Bei dieser Gelegenheit passierte ihm das Unglück, dass sein neuer Wagen, den er an diesem Tag zum ersten Mal fuhr, vollständig zusammengefahren wurde, wobei das Fräulein einen Armbruch, er selbst eine schwere Kopfverletzung davontrugen, die eine längere Krankenhausbehandlung nach sich zogen.
Im Sommer 1935 leitete er die Reise französischer Kriegsverwundeten von Claie Viré nach Stuttgart. Bei dieser Gelegenheit fuhren mein Sohn und ich von Straßburg in dem französischen Auto mit hierher, wo im Kurhaus der Empfang und die Verpflegung durch den Direktor der Firma Bosch erfolgte.
Auf Grund seiner Tätigkeit für Bosch bestätigte die Deutsche Handelskammer in Paris sowie auch die Handelskammer in Stuttgart, dass die Auswanderung Willy Bendits im Interesse Deutschlands erfolgt sei. Das Finanzgericht machte sich dieses Urteil zu eigen und bestimmte, dass meinem Sohn die Reichsfluchtsteuer in Höhe von 7.000 RM zurückzubezahlen sei.
Mein Vermögen wird von der Deutschen Treuhand Gesellschaft AG in Nürnberg verwaltet; dieselbe besteht bis auf einen sehr kleinen Betrag aus verschiedenen Hypotheken des Brauhauses Nürnberg. Ohne Einverständnis der Treuhandgesellschaft ist die an und für sich fast unmögliche Verflüssigmachung ausgeschlossen.
Meine bisherigen Darlegungen dürften schon gezeigt haben, dass bei meinem Gesuch um Belassung der Pässe keine Hintergedanken mitspielen. Ich habe lediglich den Wunsch, meinem Sohne in Paris, über den sowohl die Firma Bosch als auch die Handelskammer in Paris jede gewünschte Auskunft gibt, meine im Laufe der Jahrzehnte gesammelten Erfahrungen auf wirtschaftlichem Gebiet zugutekommen zu lassen und meinen Sohn in seinem neuen Arbeitsgebiet zu beraten. Deshalb möchte ich öfters im Jahr mit ihm an Ort und Stelle Rücksprache halten.
Für diese Reisen könnte ich jedes Mal Belege vorzeigen. Sollten sie aber dem Passamt trotzdem nicht genügen, so bin ich aber zu jedem Augenblick bereit, der Deutschen Treuhandgesellschaft Weisung zu geben, dass sie eine meiner Brauhaushypotheken, deren Wert meiner eventuellen Reichsfluchtsteuer entspricht, dem Passamt als Sicherheit zur Verfügung stellt."
Am 8. Apri 1941 wird Bendit und seiner Frau die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt.
StABAD A23/13; StABAD A5/Meldekarte
Gedenkbuch Bundesarchiv; https://de.wikipedia.org/wiki/Ardie (Zugriff: 14.12.2020)