geb. 01.05.1878 in Berlin, gest. 04.08.1942 in Dachau

Eltern:

Berendt, Ernst Gottlieb

Kinder:

Berendt, Joachim Ernst
Kaiser-Berendt, Waldtraut, geb. Berendt

Beruf:

Pfarrer

Adressen:

Staufenbergstraße 8 (von Berlin kommend, 1940-1941)

Weiteres Schicksal:

Am 4. August 1942 in Dachau ermordet

Ernst Berendt wurde am 1. Mai 1878 in Berlin geboren. Sein Vater Ernst Gottlieb Berendt war evangelischer Pfarrer und hatte 1878, im Geburtsjahr des Sohnes, in Berlin-Weißensee eine karitative Einrichtung zur Betreuung von Pflegebedürftigen und behinderten Menschen gegründet (heute Stephanus-Stiftung). Ernst Berendt studierte ebenfalls Theologie und wurde zum Pfarrer ordiniert. Nach dem Tod des Vaters 1919 übertrug man ihm die Leitung der Stiftung. Deren Betätigungsfeld erweiterte Ernst Berendt mit der Errichtung des ersten homöopathischen Krankenhauses in Deutschland (Parkklinik) und dem Bau eines Kleinkinderheims. Eine 1921 geschlossene Ehe scheiterte. Die beiden aus ihr hervorgegangenen Kinder, Joachim Ernst Berendt, der spätere deutsche "Jazz-Papst", und Waldtraut Kaiser-Berendt, wurden von der jüngsten Tante betreut und erzogen. 1932 trat Ernst Berendt der NSDAP bei, von der er sich als deutscher Patriot einen Ausweg aus der wirtschaftlichen Dauerkrise und die "Wiederherstellung eines autoritär ausgerichteten Staatsgefüges auf national-völkischer und christlicher Grundlage als Bollwerk gegen den politischen Bolschewismus" erhoffte. Gleichzeitig bestand er nach 1933 aber darauf, auch Parteigenossen mit "Grüß Gott" statt mit "Heil Hitler" anzureden, und prangerte in seinen Predigten an, dass ein Mensch (Adolf Hitler) sich selbst "zum Höchsten" erkläre.

Schon 1934 fand sich Berendt im Lager der Bekennenden Kirche im Umfeld von Pastor Martin Niemöller wieder, was zu ersten Auseinandersetzungen mit den politischen Autoritäten führte, die versuchten, sich der Weißensee-Stiftung zu bemächtigen. Um dies zu verhindern, übernahm die Innere Mission Ende 1938 die Stiftung. Im Rahmen der Neuaufstellung der Einrichtung trennte sie sich von ihrem ehemaligen Leiter, der mit seiner nunmehr offen bekundeten Distanz zum Nationalsozialismus zu einem "Problemfall" geworden war. In Berlin wurde Ernst Berendt wegen seines Widerstandes gegen den Führerkult und seiner Unterstützung der Bekennenden Kirche insgesamt sechs Mal verhaftet.

In der Hoffnung auf Ruhe vor den Verfolgungen bewarb sich Berendt mit 61 Jahren auf die freie Pfarrstelle bei der evangelisch-lutherischen Johannis-Gemeinde in Baden-Baden und wurde im Mai 1940 dort feierlich in sein Amt eingeführt. Auch am neuen Wirkungsort stellte er weiterhin konsequent den religiösen Gehorsam über den politischen. Die Gestapo wurde Dauergast bei den Predigten Berendts, erste Verwarnungen und kurzzeitige Verhaftungen (Schutzhaft) folgten. Die Johannisgemeinde bemühte sich Anfang 1941 noch darum, ihn freizubekommen. Bereits im April desselben Jahres bat sie ihn jedoch, von seinem Amt als Pfarrer freiwillig zurückzutreten, damit die Stelle neu besetzt werden könne. Der Kirchenvorstand kündigte schließlich den Anstellungsvertrag zum 10. Mai 1941 und lieferte Berendt endgültig den NS-Schergen aus. Das Oberste Parteigericht schloss den Pastor am 21. Mai 1941 aus der NSDAP aus. Am selben Tag erfolgte die Verhaftung und seine Überstellung in das KZ Dachau.

Auch im KZ Dachau, von Berendt als "Satans Werkstatt" bezeichnet, blieb der Pfarrer unbeugsam und verschlimmerte seine Haftbedingungen, weil er sich der Lager-Ordnung widersetzte. Über das Wiedersehen mit dem Vater im Lager schrieb sein Sohn Joachim, damals 19 Jahre alt, in seinen Erinnerungen: "Wenn ich dir so auf der Straße begegnet wäre, ich hätte dich nicht erkannt. Kahl geschoren, in dem gestreiften Sträflingsanzug der KZ-Häftlinge, zwar immer noch aufrecht, aber geschrumpft, als wärest du kleiner geworden."

Ernst Berendt starb am 4. August 1942 im Krankenblock von Dachau an Unterernährung und Erschöpfung, offiziell an "Versagen von Herz und Kreislauf bei Lungenentzündung". 1948 wurde Ernst Berendt von der Evangelischen Kirche in Deutschland als "Bekenner [des] christlichen Glaubens in den Konzentrationslagern und Gefängnissen" des Dritten Reichs in die Liste ihrer "Blutzeugen" aufgenommen.

Quellen/Literatur:

StABAD 5/Meldekarte
https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Berendt
https://berlingeschichte.de/bms/bmstxt99/9910prof.htm
https://de.wikipedia.org/wiki/Stephanus-Stiftung (Zugriff: 14.10.2020)
Metzinger, Adalbert: Menschen im Widerstand, Ubstadt-Weiher 2017, S. 73 f.

Hier wohnte
ERNST BERENDT
JG. 1878
VERHAFTET 1941
ALS MITGLIED DER
"BEKENNENDEN KIRCHE"
DACHAU
ERMORDET 4.8.1942

Stolperstein Staufenbergstraße 8, verlegt am 08.11.2013