geb. 11.01.1913 in Mannheim, gest. 28.04.1975 in Frankfurt

Eltern:

Blaustein, Elisabeth, geb. Hitze de Waal
Blaustein, Prof. Dr. Arthur

Weitere Angehörige:

Geschwister:
Blaustein, Dr. Werner

Beruf:

Fürsorgerin, Krankenschwester

Adressen:

Römerplatz 12 (aus Mannheim kommend, 1929-1930, nach Mannheim)
Lichtentaler Allee 16a (aus Mannheim kommend, 1934, nach Frankfurt, aus Frankfurt kommend, 1935, nach Heidelberg, aus Heidelberg kommend, 1935-1936)
Fremersbergstraße 6 (1936, nach Erfurt, aus Erfurt kommend, 1938, nach Köln)
Hochstraße 8 (aus Frankfurt kommend, 1944-1945, nach Frankfurt)
Maria-Viktoria-Straße 25 (aus Frankfurt kommend, 1970-1973, nach Frankfurt)

Bild(er):

Marianne Blaustein machte eine Ausbildung zur Fürsorgerin in Frankfurt/M., absolvierte das Praktikantenjahr und wurde 1935 als Halbjüdin (der Vater stammte aus einer jüdischen Familie und war zum evang. Glauben konvertiert) von der Stadt Frankfurt nicht übernommen. Aus diesem Grund schloss sie eine weitere Ausbildung zur Krankenschwester an. Sie arbeitete 1938/39 als Operationsschwester im Israelitischen Asyl für Kranke und Altersschwache in Köln-Ehrenfeld, bis sie auch dort als Halbjüdin ab Herbst 1939 nicht mehr offiziell arbeiten durfte. Es folgten illegale Tätigkeiten als Privatpflegerin bei verschiedenen jüdischen Familien. Danach wurde sie von einem entfernten Verwandten, der ein kleines Hotel in Köln führte, als Frl. Schmitz versteckt. Bei einem Bombenangriff 1943 wurde sie schwer verletzt. Sie war ihr ganzes Leben lang schwerbehindert und musste ein Stützkorsett tragen. Sie floh zu ihrem Bruder Werner nach Frankfurt/M. und wurde im Haus von Dr. Schleussner, dem Arbeitgeber ihres Bruders, in einem Mansardenzimmer versteckt.
Nachdem das Haus Dr. Schleussners ausgebombt war, lebte sie von Mai 1944 bis Okt. 1945 wieder in Baden-Baden. In dieser Zeit musste sie sich von November 1944 bis April 1945 am Tag im Wald bei Baden-Baden verstecken und wurde von einer entfernten Verwandten unterstützt.
Nach dem Krieg ging Marianne Blaustein wieder nach Frankfurt/M.. Sie war am Aufbau des Cabarets ‚Struwelpeter' im Rothschild'schen Pferdestall in Frankfurt/M. beteiligt und wurde dessen Geschäftsführerin. Nach der Insolvenz war sie mittellos und von großen Geldsorgen geplagt.
Ab 1949 machte Marianne Blaustein zum ersten Mal Wiedergutmachungsansprüche für sich und ihren Vater geltend. Diese wurden aufgrund fehlender Rechtsgrundlage immer wieder abgelehnt. Marianne Blaustein wollte sich mit einer Pension selbständig machen, dann nach Amerika auswandern, arbeitete als Vertreterin, hatte mehrere schwere Unfälle und bat immer wieder - umsonst - um einen Vorschuss oder ein Darlehen der Wiedergutmachungsstelle. Nach jahrelangem Bemühen wurde sie 1954 als Fürsorgerin bei der Stadt Frank-furt/M. angestellt. Mit Hilfe eines Rechtsanwalts, diverser Gerichtsverfahren und einer veränderten Gesetzeslage erreichte sie in den 50er Jahren eine finanzielle Wiedergutmachung - eine Entschädigung sowohl für ihren Vater Prof. Dr. Arthur Blaustein als auch für sich - und, nachdem sie als Fürsorgerin aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten konnte, auch eine Rente. Marianne Blaustein starb 1975 mit 62 Jahren, nachdem sie zuerst in einem Baden-Badener Pflegeheim und dann im Henry und Emma Budge - Heim, einer jüdischen Stiftung, in Frankfurt untergebracht war. In Baden-Baden wurde Marianne Blaustein im Grab ihrer Eltern beisetzt.

Heidi Buch

Quellen/Literatur:

StABAD A5/Meldekarte; StAF F 196/1 Nr. 8073; HHStAW 518, 12932;

Hier wohnte
MARIANNE BLAUSTEIN
JG. 1913
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
ÜBERLEBT

Stolperstein Fremersbergstraße 6, verlegt am 17. März 2023