geb. 23.07.1876 in Baden-Baden (Steinbach), gest. 10.10.1940 in Grafeneck

Beruf:

Taglöhner

Adressen:

Steinbach

Weiteres Schicksal:

1940 in Grafeneck ermordet

Jakob Boos wurde am 23. Juli 1876 als erstes Kind der Eheleute Karl und Amalia Boos, geb. Hoch, in Steinbach geboren. Sein Vater war später der Amtsbote der Gemeinde Steinbach. Für seine Mutter war dies bereits die zweite Ehe, ihr erster Ehemann Karl Schmalz war noch vor der Geburt des Sohnes Franz verstorben. In den Folgejahren kamen zu dem Stiefbruder Franz vier weitere Geschwister zur Welt, von denen jedoch nur zwei das Kindesalter überlebten.

Nach dem Besuch der Volksschule arbeitete Jakob zunächst bei der Bahn, musste den Dienst jedoch nach zwei Jahren wegen epileptischer Anfälle aufgeben. Darauf verrichtete er Feld- und Hausarbeiten zu Hause (Taglöhner). Jakobs Vater starb im Jahre 1903 an Magenkrebs, die Mutter vier Jahre später an Gebärmutterkrebs.

Im Alter von 32 Jahren wurde Jakob1908 wegen epileptischer Anfälle für fünf Monate in der Heil- und Pflegeanstalt Illenau untergebracht. Eingeliefert wurde er von seinem Stiefbruder Friedrich Schmalz, der in Baden-Baden seit 1906 in der Baldreitstraße 1 die Gaststätte Schützenhof, ab 1911 in derselben Straße (Baldreitstr. 3, heute Antiquariat "Im Baldreit") die Gaststätte Stadt Karlsruhe betrieb. Tags zuvor sei Jakob bei ihm zu Besuch gewesen und habe angeblich nicht sehr viel getrunken. Nachts habe er ständig versucht fortzulaufen. Bei der Aufnahme war Jakob völlig verwirrt und musste in eine Zwangsjacke gesteckt werden. Er konnte keine zusammenhängende Antwort geben und ließ sich auch nicht untersuchen.

Jakobs Schwester Maria gab an, dass er seit sechs Jahren epileptische Anfälle habe, die sich in letzter Zeit häuften. Im Sommer seien die Anfälle, die besonders nach Aufregungen aufträten, häufiger als im Winter. Jakob falle dann plötzlich nieder, verdrehe die Augen und werde ganz starr. Auch beim Essen geschehe es, dass er plötzlich starr werde, um sich schlage, mit den Zähnen knirsche, Zuckungen mache und dann erschlaffe. Mitunter passierten die Anfälle auch nachts, dann finde er sich morgens neben dem Bett wieder.

Zunächst hatte Jakob noch alle acht Tage einen Anfall. Als keine Anfälle mehr auftraten, wurde er nach fünf Monaten wieder nach Hause entlassen. Anschließend arbeitete er wieder als Taglöhner.

Doch bereits im Jahr darauf wurde Jakob kurz vor Weihnachten erneut in der Zwangsjacke in die Heil- und Pflegeanstalt Illenau eingeliefert. Sein Stiefbruder berichtete, er sei nachts ganz verwirrt nach Baden-Oos gelaufen, nur mit Hemd und Hose bekleidet. Dort sei er ins Gefängnis gesteckt worden, wo er alles zusammengeschlagen habe. Nachdem er anfangs in der Anstalt tobsüchtig um sich geschlagen hatte, wurde nur ein einziger leichter epileptischer Anfall dokumentiert. Daher wurde er nach einem Monat bereits wieder entlassen. Jakob versprach, auf Alkoholgenuss zu verzichten. Dann verliert sich seine Spur.

Offenbar wurde Jakob später erneut in eine Anstalt eingewiesen und schließlich im Jahre 1940 nach Grafeneck deportiert. Das Sonderstandesamt Grafeneck teilte dem Standesamt in Steinbach den Sterbefall mit. Das angegebene Todesdatum, 10. Oktober 1940, stimmt daher wahrscheinlich nicht.

Quellen/Literatur:

StAF B 821/2 Nr. 5331; StABAD A26/29-382, A26/29-383;