geb. 22.04.1879 in Mußbach (Neustadt a. d. Weinstraße), gest. 26.08.1961 in München

Kinder:

Deutsch, Irene
Deutsch, Bruno (geb. und gest. 02. Juli 1924)

Beruf:

Handwerker (Tapezierer)

Adressen:

Lichtentaler Straße 21 (von Metz kommend, 1919-1929)
Bäderstraße 2 (1929-1933, 1935-1936)

Weiteres Schicksal:

Am 29. Mai 1939 nach Shanghai emigriert

Bild(er):

Selbstständiger Tapezierer. Ehemann der Mina Deutsch, die in Baden-Baden in der Bäderstraße 2 ab 1929 bis 1935 die Pension "Fremdenheim Isolde" betrieb. Adolf selbst war seit 1. Mai 1933 in Strasbourg beschäftigt, von wo er am 15. März 1935 nach Deutschland ausgewiesen wurde. Wenige Monate danach wurde er wegen des Verdachts der staatsfeindlichen Propaganda verhaftet und in den Lagern Kislau, Dachau und Buchenwald (Schutzhäftling Nr. 6999) festgehalten. Seine Freilassung erfolgte am 21. Januar 1939, nachdem er sich zur Auswanderung bereiterklärt hatte. Adolf Deutsch wanderte am 31. Mai 1939 mit dem italienischen Dampfer "Biancamaro" von Genua nach Shanghai aus. Am 4. Februar 1949 kehrte er an Bord des Schiffes "General Gordon" aus Shanghai zurück und kam in München bei seiner Schwägerin unter. Er starb dort am 26. August 1961.

Lebenslauf für die Beantragung eines Reisepasses:

"Adolf Deutsch
5. April 1939
Lebenslauf
Bin am 22.4.79 in Mussbach, Kreis Neustadt/Weinstraße geboren, kam 1888 mit meinen Eltern nach Metz, Lothringen. Dort besuchte ich die Volksschule. Nach der Schulzeit erlernte ich in Metz das Tapezierhandwerk, wo ich nach dreijähriger Lehrzeit auf meinem Handwerk arbeitete. 1900 wurde ich Soldat und diente zwei Jahre beim Infanterieregiment in Metz. 1909 verheiratete [ich] mich, 1914-1918 machte [ich] den Krieg mit. Nach dem Krieg, Juli 1919, kam ich nach Baden-Baden und trat bei der Firma von Durlacher als Teilhaber ein. 1927 machte mich selbständig, arbeitete auf mein[em] Handwerk, 1933 musste mein Betrieb einstellen. Mai 1933 ging ich nach Straßburg, Elsass, arbeitete auf meinem Beruf und wurde April 1935 ausgewiesen. September 35 kam ich in das KL Kislau, Oktober 1935 KL Dachau, September 1938 nach KL Buchenwald und wurde am 21 Januar 1939 nach Baden-Baden entlassen."

Quellen/Literatur:

StABAD A23/45; StABAD A23/31; StABAD A23/2; StABAD A5/Meldekarte; StAF P 303/4 Nr. 1138; StAF F 196/1 Nr. 4792; GLAK 521 Nr. 8526
Metzinger, Adalbert: Menschen im Widerstand, Ubstadt-Weiher 2017, S. 46.
Schindler, Angelika: Der verbrannte Traum. Jüdische Bürger und Gäste in Baden-Baden, Baden-Baden ²2013, S. 292 Anm. 17.

Hier wohnte
ADOLF DEUTSCH
JG. 1879
VERHAFTET 1935 DACHAU 1938 BUCHENWALD
FLUCHT 1939 SHANGHAI
ÜBERLEBT

Stolperstein Rettigstraße 4, verlegt am 08.11.2013