geb. 19.10.1895 in Bühl, gest. 04.12.1944 in Hadamar

Eltern:

Eisele, Brigitte, geb. Blank
Eisele, Franz

Weitere Angehörige:

Stiefmutter:
Eisele, Barbara, geb. Fritz

Adressen:

Ooser Sophienstraße 4 (von Bühl kommend, 1939-1940)

Weiteres Schicksal:

Am 4. Dezember 1944 in Hadamar ermordet

Bild(er):

Maria Franziska Eisele wurde am 19. Oktober 1895 in Bühl als einziges Kind des Kappenmachers Franz Eisele und der Brigitte, geb. Blank geboren, beide katholischer Religion. Ihre Mutter starb bereits 1904, als Fanny - wie Maria Franziska allgemein genannt wurde - noch keine neun Jahre alt war. Der alkoholkranke Vater heiratete in zweiter Ehe in Bühl Barbara Fritz. Er starb 1911 in der Heil- und Pflegeanstalt Illenau, wo er wegen seines Alkoholismus in Behandlung war. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese negativen Erfahrungen in der Kindheit in einem Zusammenhang mit Fannys Krankheit stehen.

Früh traten bei Fanny Eisele psychische Störungen auf. 1914 wurde sie erstmals fünf Monate lang in der Badischen Heil- und Pflegeanstalt Illenau bei Achern behandelt. Die Diagnose lautete auf Hebephrenie, eine Unterform der Schizophrenie, die sich in gefühlsmäßiger Teilnahmslosigkeit äußert. Es folgten viele weitere stationäre Behandlungen. Dazwischen gab es aber immer wieder auch lange Phasen, in denen es Fanny Eisele so gut ging, dass eine Anstaltspflege nicht notwendig war und sie in Bühl bei ihrer Stiefmutter leben konnte.
1937 starb auch diese. Möglicherweise hatte dies zur Folge, dass Fanny Eisele erneut erkrankte. Ab 1938 finden wir sie erneut in der Heil- und Pflegeanstalt Illenau.
Nach der Entlassung im Sommer 1939 zog sie im September 1939 zu ihrer Tante, der verwitweten Emma Blank, Schwägerin ihrer leiblichen Mutter (Witwe von Severin Blank), nach Oos in die Sophienstraße 4. Die Zeit währte allerdings nur kurz, schon im Januar 1940 wurde sie wieder in die Illenau eingewiesen.

Von dort wurde sie noch im selben Jahr nach Emmendingen verlegt und dann, im Juni 1944, über das Durchgangslager Eltville (Eichberg) in die mittelhessische Landesheilanstalt Hadamar. Hier wurde sie am 4. Dezember 1944 ermordet.

Nachdem die systematische Ermordung Behinderter und psychisch Erkrankter in den Jahren 1940 und 1941 auf immer mehr Widerstand seitens der Bevölkerung und insbesondere aus Kreisen der christlichen Kirchen gestoßen war, wurden diese Aktivitäten eingestellt. Gleichwohl mordete der NS-Staat weiter, nun jedoch mehr im Verborgenen. In den verbliebenen psychiatrischen Kliniken, darunter die im hessischen Hadamar, wurden die Patientinnen und Patienten nun durch Vernachlässigung, durch unzureichende Ernährung und durch die gezielte Überdosierung von Medikamenten getötet. Dies dürfte auch bei Fanny Eisele die Todesursache gewesen sein.

Dem Geburtsregistereintrag Fanny Eiseles wurde am 2. März 1954 beigeschrieben, dass das Amtsgericht Mannheim Fannys Tod und als Todestag den 31. Dezember 1945 amtlich festgestellt habe. In den Fünfzigerjahren geschah dies vermutlich in Unkenntnis der tatsächlichen Umstände.

Quellen/Literatur:

StABAD A5/Meldekarte; LWV-Archiv (Gedenkstätte Hadamar), Best. K 12 Nr. 2928; StAF B 821/2 Nr. 19344

Hier wohnte
MARIA FRANZISKA EISELE
JG. 1895
SEIT 1914 MEHRERE HEILANSTALTEN MIT UNTERBRECHUNGEN
"VERLEGT" 1944 HEILANSTALT HADAMAR
ERMORDET 4.12.1944

Stolperstein Ooser Sophienstraße 4, verlegt am 19.02.2018