geb. 12.09.1910 in Baden-Baden, gest. 11.09.1974 in Seebach
Falk, Regina, geb. Weiss
Kaufmann
Seelachstraße 8 (1910-1943)
Seelach 9 (1943-1951)
Dimpfelbachstraße 20 (1951-1974)
Kurt Gottlob Falk wurde am 12. September 1910 in Lichtental als Sohn einer alteingesessenen Familie geboren. Er war das einzige Kind des Malers Josef Falk und der Rosa geb. Frey. Er wuchs im elterlichen Haus in der Seelachstraße 8 auf. An die Schulzeit schloss sich eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann bei der Konsumgenossenschaft Baden-Baden an. Mit Fleiß und Tüchtigkeit arbeitet er sich bis zum Filialleiter hoch (1933).
Mit zehn, so erzählte es Falk später selbst, demonstrierte er anlässlich einer Rede das badischen Innenministers Remmele vor dem Theater mit einem Transparent für den Achtstundentag. Dies war der Beginn seiner kommunalpolitischen Karriere. Bereits mit 15 Jahren übernahm er das Amt des Unterkassiers der SPD im Stadtteil Lichtental, 1930, in einer politisch äußerst turbulenten Zeit, wählten ihn Arbeiterjugend und Jungsozialisten zu ihrem Vorsitzenden.
Das Verbot der SPD am 22. Juni 1933 muss den überzeugten Sozialdemokraten in seinem Innersten getroffen haben. Doch seiner politischen Überzeugung abzuschwören kam für ihn nicht in Frage. Falk schloss sich einer Widerstandsbewegung an und war unter dem Decknamen "Hartung" Verbindungsmann zwischen den einzelnen Gruppen. Er schmuggelte Zeitungen und Flugschriften aus dem Elsass, die er in Baden-Baden auslegte.
Am 13. Mai 1935 wurde Falk wegen Vorbereitung zum Hochverrat festgenommen. Sein Enkel erinnert sich heute: "Die Szene der Abholung meines Großvaters durch die Gestapo hat mir meiner Großmutter in meiner Kindheit detailliert geschildert. Auch von der folgenden Ungewissheit über das Schicksal Ihres Mannes hat sie mir erzählt."
Ein Gericht verurteilte Kurt Gottlob Falk zu zweieinhalb Jahren Haft, die er im Gefängnis Schwäbisch Hall abbüßte. Nach seiner Entlassung am 7. Februar 1938 stand er weiterhin unter Beobachtung der Gestapo und der Kriminalpolizeileitstelle Karlsruhe. Weil Falk wieder an seinen alten Arbeitsplatz zurückkehren wollte, traf er mit dem Direktor des Arbeitsamtes, Ullmrich, die Vereinbarung, pro Forma in die SA einzutreten und damit zu signalisieren, dass er unter Kontrolle sei. Der Beitritt erfolgte auch tatsächlich im August 1938. Dennoch unterhielt Kurt Falk weiterhin Kontakt zu alten Sozialdemokraten. Diese rein formale Mitgliedschaft in der SA bot nach 1945 Anlass für die Wiedergutmachungsbehörde, die Betreuungsleistungen für die Opfer des Nationalsozialismus im Falle von Kurt Gottlob Falk kurzzeitig einzustellen, was zu heftigen Protesten der Geschädigten des NS-Regimes führte.
Am 29. August 1942 heiratete Kurt Gottlob Falk Regina Weiss, geboren am 10. September 1914 in Neuweier. Ein halbes Jahr später wurde er zum Grenadier-Ersatzbataillon 390 nach Mutzig (Elsass) eingezogen. In amerikanische Kriegsgefangenschaft geraten, wurde er nach Kriegsende über das englische Lager Holstein nach Baden-Baden entlassen. Sofort stellte Falk seine ganze Kraft wieder in den Dienst an der Gemeinschaft. Nach der Kapitulation Deutschlands gab es für überzeugte Demokraten wie ihn viel zu tun. Falk half beim Wiederaufbau der Konsumgenossenschaft und der Wiedergründung der IHK, und natürlich war er von der ersten Stunde an auch in der wiedergegründeten SPD wieder aktiv.
Bereits bei der ersten Gemeindewahl am 15. Sept. 1946 trat er als Kandidat seiner Partei an. Damals reichte sein Listenplatz nicht für ein Mandat. Im Nachrückverfahren wurde er jedoch am 17. Jan. 1948 in den Gemeinderat berufen und behielt seinen Sitz 26 Jahre lang bis zu seinem Tod. Er war zudem 12 Jahre lang Fraktionsvorsitzender und 13 Jahre lang Kreisvorsitzender der SPD Rastatt - Baden-Baden. Als Stadtrat hatte er stets das Wohl der "kleinen Leute" im Blick und kritisierte scharfzüngig die seiner Meinung nach einseitige Konzentration der lokalen Politik auf rein kurörtliche Belange. Dabei war ihm jeder parteipolitische oder ideologische Dogmatismus fremd. Seine Stadtratskolleginnen und -kollegen erinnerten sich an ihn als "harten, aber fairen Gegner im kommunalpolitischen Alltag". Seinen Necknamen "Roter Falke" trug er mit Stolz. Dass er sich mittlerweile mit einem Einzelhandelsgeschäft selbständig gemacht hatte, brachte ihm den weiteren Beinamen "Stadtrat Käs" ein.
Falk war nicht nur in der Politik aktiv. In seinem Heimatstadtteil war ihm das Vereinswesens ein besonderes Anliegen; in zahlreichen Vereinen war der scheinbar Nimmermüde selbst aktiv, in vielen von ihnen als Vorstand.
Für sein Engagement wurde Kurt Gottlob Falk 1973 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. In der Laudatio würdigte ihn der damalige Oberbürgermeister Dr. Walter Carlein als "Mann […], der so viel Fröhlichkeit und Humor im Herzen trägt, daß er den Dingen immer einfach, lebensnah und aufgeschlossen gegenübersteht".
Am 11. September 1974 kehrte Kurt Gottlob Falk von einer Wanderung im Schwarzwald nicht nach Hause zurück. Zwei Tage später fanden Taucher der Polizei seine Leiche im Mummelsee.
StABAD A5/Meldekarte; STAF F 196/2 Nr. 811; Standesamt Seebach;
Metzinger, Adalbert: Menschen im Widerstand. Mittelbaden 1933-1945, Ubstadt-Weiher 2017, S.36.
Hier wohnte
KURT GOTTLOB FALK
JG. 1910
IM WIDERSTAND
SPD / KPD
VERHAFTET 1935
GEFÄNGNIS SCHWÄBISCH HALL
ENTLASSEN 1938
Stolperstein Seelach 9, verlegt am 17. März 2023