geb. 21.08.1861 in Baden-Baden, gest. 26.05.1940 in Grafeneck

Eltern:

Ignaz Falk

Weitere Angehörige:

Bruder:
Falk, Alois

Beruf:

Modistin

Adressen:

Sophienstraße 41 (bis 1908, nach Achern (Illenau))

Weiteres Schicksal:

1940 in Grafeneck ermordet

Luise Falk wurde 1861 als Tochter des Schuhmachers Ignaz Falk in Baden-Baden geboren. Sie hatte vier Brüder, drei weitere Geschwister starben früh.

Nach der Schule machte Luise eine Lehre zur Modistin. Anfangs führte sie als Modistin ein eigenes Geschäft in der Sophienstraße 41, dem ehemaligen Schuhmachergeschäft ihres Vaters. Dieses musste sie jedoch aufgeben, weil sie angeblich Nachstellungen und Verleumdungen ausgesetzt war, sodass keine Kundinnen mehr zu ihr kamen. Danach lebte sie mit ihrem ledigen Bruder Alois zusammen, dem sie den Haushalt führte. Nebenbei kümmerte sie sich auch um die Pflege der Eltern bis zu deren Tod.

Im Jahr 1908 brachte ihr Bruder die inzwischen 47-jährige Schwester schließlich in die Heil- und Pflegeanstalt Illenau, weil er sich "durch ihre ewigen nachdrücklichen Klagen und ihre gestörten Erzählungen" zunehmend gequält fühlte und man sie nicht sich selbst überlassen konnte.

In der Krankenakte von Luise Falk ist festgehalten, dass sie bei der Aufnahme in die Illenau angab, sich mit der Pflege der Eltern neben dem eigenen Geschäft übernommen zu haben. Außerdem fühle sie sich von einem Mann verfolgt und in der Öffentlichkeit herabgesetzt und beschimpft. Nachts seien Buben mit einem Nachschlüssel ins Haus gekommen, hätten Ameisenhaufen ins Zimmer gesetzt, eine Ratte ausgesetzt und Zigarrenasche gestreut. Sie gab auch an, sie wisse seit einer ärztlichen Untersuchung mit 39 Jahren, dass sie eine Doppelnatur habe, sie fühle sich "weder zum Mann noch zum Weib hingezogen". Als Doppelwesen forderte sie auch doppelte Verpflegung. Später sprach sie sogar davon, dass eine dritte Natur in ihr angelegt sei, ein geschlechtloses Wesen.

Luise Falk war nicht das erste Mitglied ihrer Familie, das in die Illenau verbracht wurde. Luises Vater Ignaz Falk war nach dem Verlust eines sechs Jahre währenden Prozesses in melancholische Verstimmung geraten und wegen manisch-depressiver Phasen mit der damals üblichen Diagnose "Querulant" mehrfach in der Illenau untergebracht gewesen und dort im Jahre 1900 an Herzschlag verstorben. Auch dessen Bruder Johann Falk war wegen "chronischem Alkoholismus mit geistiger Schwäche" ebenfalls kurzzeitig in der Illenau untergebracht und schließlich wegen Trunksucht entmündigt worden.

Seit 1908 war Luise Falk mit der Diagnose paranoide Schizophrenie ununterbrochen in einer Anstalt in Behandlung, zunächst in der Illenau, ab 1921 in Emmendingen. Sie soll völlig schwachsinnige Wahnideen gehabt und sehr viel halluziniert haben. Sonst sei sie ruhig, freundlich, fleißig mit Näharbeiten beschäftigt und sehr gesprächig gewesen. Bei jeder Visite soll sie sich in den Weg gestellt haben und "eine ganze Menge unsinniger Wahnbeziehungen und Größenideen" herausgesprudelt haben. Der Krankenakte ist auch zu entnehmen, dass bei ihr im Vordergrund ihres Verhaltens ihre Furcht vor Berührungen gestanden haben. Möglicherweise stand dies in Zusammenhang mit einer unglücklich verlaufenen Liebesbeziehung mit einem Herrn, dem sie 1902 ein Zimmer vermietet hatte.

Später war Luise Falk in der Anstalt Rastatt, dann in Zweifalten untergebracht, wohin die Anstalt Rastatt verlegt wurde. Mit der Zeit kam es bei ihr zu einer "weitgehenden Verblödung".

Luise Falk wurde 1940 nach Grafeneck deportiert und dort im Rahmen der "Aktion T4" ermordet.

Quellen/Literatur:

StAF B 821/2 Nr. 19510