geb. 09.10.1873 in Moson (Ungarn), gest. 15.11.1944 in Luzern

Ehepartner:

Flesch, Bertha, geb. Josephus-Jitte

Kinder:

Herzfelder, Johanna, geb. Flesch
Flesch, Karl Franz
Flesch, Fritz
Wine, Carol, geb. Flesch

Weitere Angehörige:

Enkelkinder:
Herzfelder, Peter
Herzfelder, Robert

Beruf:

Musiker, Geigenpädagoge

Adressen:

Kaiser-Wilhelm-Straße 23 (von Berlin kommend, 1926-1935 jeweils im Sommerhalbjahr)

Weiteres Schicksal:

Am 31. Dezember 1935 Emigration nach England, später Holland, Ungarn und Schweiz

Bild(er):

Pädagoge aus Leidenschaft

Der bedeutende Geiger und Violinpädagoge holte Musiker aus der ganzen Welt für seine Konzerte nach Baden-Baden. 1935 musste er vor der Verfolgung der Nazis aus Deutschland fliehen.

Als Sohn deutsch-jüdischer Eltern in Ungarn geboren, kam Carl Flesch über Wien und Paris 1908 nach Berlin. Dort machte er sich bald als Geiger einen Namen. Als Professor an der Berliner Musikhochschule brachte er frischen Wind ins Violinstudium: Immer wieder setzte er sich theoretisch mit der richtigen Form des Unterrichts auseinander und schrieb Standardwerke wie die "Kunst des Violinspiels". Er machte sich stark für den Ausgleich von Technik und Interpretation zu einem Zeitpunkt, als Virtuosität im Geigenspiel im Vordergrund stand.

Seit 1926 verbrachte er die Sommer in Baden-Baden. Zusammen mit dem Pianisten Karl Friedberg gab er Meisterkurse in seiner Villa und zog in diesem Rahmen bekannte junge Geiger aus aller Welt in den Kurort. Darunter waren Musiker wie Alma Moodie, Martha Linz, Max Rostal, Simon Goldberg, Henryk Szeryng und Ricardo Odnoposoff. Besonders seit dem Sommer 1929 bis 1934 waren diese Kurse gut besucht. Zusammen mit Karl Friedberg und Felix Salmond, der später von Gregor Piatigorsky abgelöst wurde, veranstaltete er jährlich ein klassisches Kammermusikfest in der ersten Septemberwoche. Er machte Baden-Baden damit zu einem anerkannten Kammermusikzentrum.

Ende 1935 ging Carl Flesch mit seiner holländischen Frau Berta ins Exil nach England, später nach Holland, wo er mehrfach verhaftet wurde. Nur dank eines Schreibens von Dirigent und Komponist Wilhelm Furtwängler konnte er freikommen und nach Ungarn ausreisen. Seine letzte Station auf seiner Odyssee durch Europa war die Schweiz. 1944 starb er an einem Herzleiden, das er sich bei der Flucht zugezogen hatte.

Carl Fleschs sommerliche Violinkurse finden seit 1982 eine Fortsetzung in den Baden-Badener Meisterkursen der Carl-Flesch-Akademie.

Weiterführende Informationen zur Biographie finden sie auf folgenden externen Webseiten:
https://www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00001449?wcmsID=0003
https://www.deutsche-biographie.de/sfz16441.html
https://philharmonie.baden-baden.de/carl-flesch-akademie/
https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Flesch

Quellen/Literatur:

StABAD A5/Meldekarte
https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Flesch (Zugriff: 26.06.2020)

Hier wohnte
CARL FLESCH
JG. 1873
FLUCHT 1935 ENGLAND SCHWEIZ
TOT 15.11.1944


Stolperstein Kaiser-Wilhelm-Straße 23, verlegt am 26.11.2014