geb. 10.03.1883 in Billigheim-Ingenheim (Ingenheim), gest. 08.10.1943 in Auschwitz

Weitere Angehörige:

Geschwister:
Fried, Sigmund
Fried, Eugen
Fried, Theodor
Fried, Hermann Leopold
Stern, Julia, geb. Fried
Fried, Hugo Georg
Fried, Maximilian
Fried, Ida

Beruf:

Fabrikant

Adressen:

Kaiser-Wilhelm-Straße 1 (von Landau kommend, 1938-1940)

Weiteres Schicksal:

22. Oktober 1940 Deportation nach Gurs; im Oktober 1943 in Auschwitz ermordet

Bild(er):

Emil Gustav Fried wurde am 10. März 1883 als eines von sieben Kindern aus der zweiten Ehe des Weinhändlers Salomon Fried und der Regina Fried geb. Roos in Ingenheim geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Ingenheim.
Zusammen mit seinen Brüdern Sigmund, Hugo und Theodor gründete und betrieb Emil Fried in seinem Geburtsort seit 1896 eine Zigarrenfabrik, die bald an weitere Standorte expandierte, unter anderem nach Landau, wo Bruder Theodor 1904 die "Zigarrenfabrik oHG Landau" begründete und sich der Firmensitz mit den Büroräumen und der Verwaltung befand. Emil Gustav verlegte am 10. Oktober 1918 seinen Wohnsitz nach Landau. Am 12. November 1919 heiratete er in Wiesbaden Anna Bloch. Aus der Ehe ging die Tochter Marianne Regina (geb. 28. Januar 1921 Landau) hervor.

Angesichts der immer bedrohlicheren Situation bemühten sich die Gebrüder Fried spätestens ab Anfang 1938, Käufer für ihr Tabakimperium zu finden. Doch ein bereits ausgehandelter Kaufvertrag wurde vom Gauwirtschaftsberater nicht genehmigt. Stattdessen sollte die Firma an einen den Nationalsozialisten genehmen Käufer übergehen. Die Verkaufsverhandlungen waren deshalb noch offen, als Emil Fried nach den Pogromen vom 9. November 1938 in "Schutzhaft" genommen wurde. Kurz vor dem Abtransport nach Dachau wurde ihm am 11. November abends eine Vollmacht zur Unterschrift vorgelegt, ausgefertigt vom Kreiswirtschaftsberater Dr. Rapp und seinem Stellvertreter Dr. Lieberich, mit dem Ziel, alles Inventar und alle Nutzungsrechte an den Grundstücken der Firma Marschall zu übertragen. Ein Bevollmächtigter dieser Firma nahm die Fried'sche Zigarrenfabrik unmittelbar danach de facto in Besitz. Der Kaufvertrag vom 2. Dezember 1938 wurde ohne Betreiligung der Frieds ausgefertigt, obwohl diese eine bekannte Adresse in Baden-Baden hatten und dort hätten erreicht werden können.

Nach seiner Entlassung aus dem KZ Dachau am 16. Dezember 1938 war Emil Fried mit seiner Familie nach Baden-Baden in die Kaiser-Wilhelm-Straße 1 gezogen. Er lebte hier zusammen mit seinen Brüdern Eugen und Sigmund, die Landau ebenfalls unmittelbar nach den Ereignissen des 9. November 1938 verlassen hatten. Die Schwägerin, Ehefrau des 1934 verstorbenen Bruders Hugo, lebte ebenfalls seit November 1938 in Baden-Baden (Quellenhof). Kaum in Baden-Baden angekommen, erreichte Gustav Emil Fried die Nachricht von der Verleihung des Ehrenkreuzes für Frontkämpfer des 1. Weltkriegs, das seit 11. Dezember 1934 zur Übergabe in Landau bereitgelegen hatte und ihm nun am 30. September 1939 nach Baden-Baden übermittelt wurde.

Am 22. Oktober 1940 wurden die Bewohner des Hauses Kaiser-Wilhelm-Straße 1, darunter auch Emil Fried und seine Frau Anna, nach Gurs deportiert. Von dort wurden sie im Sommer 1943 in Hausarrest ins Hôtel du Centre in Le Bugue (Dordogne) entlassen. Nach einer Odyssee über Clelles bei Grenoble und Nizza wurde Emil Fried am 12. September 1943 erneut verhaftet und am 7. Oktober 1943 von Drancy nach Auschwitz überstellt und dort ermordet. Auch seine Frau und seine Tochter überlebten das "Dritte Reich" nicht. Lediglich der Schwägerin Olga Fried war bereits 1939 die Emigration nach England gelungen.

Quellen/Literatur:

StABAD A23/45; StABAD A23/28; StABAD A5/Meldekarte; StAF P 303/4 Nr. 1956; StAF F 196/1 Nr. 2089; StAF F 196/1 Nr. 3975; STABAD A 23-28; Gedenkbuch Bundesarchiv
https://www.juedisches-leben-in-ingenheim.de/de/die-menschen/namen-und-leben/fried-emil-gustav/41/pid,1935/fried-emil-gustav.html
Schindler, Angelika: Der verbrannte Traum. Jüdische Bürger und Gäste in Baden-Baden, Baden-Baden ²2013, S. 304 f. Anm. 3.; HStAS 99/001

Hier wohnte
EMIL FRIED
JG. 1883
DEPORTIERT 1940 GURS
ERMORDET IN AUSCHWITZ



Stolperstein Kaiser-Wilhelm-Straße 1, verlegt am 12.10.2010