geb. 02.10.1882 in Rattenharz bei Lorch, gest. 11.10.1940 in Grafeneck (offiziell: Hartheim)

Beruf:

Hausangestellte

Adressen:

Gunzenbachstraße 8 (von Rattenharz kommend, 1920-1921)
Lange Straße 33 (1921)
Hebelweg 3 (1921-1922)
Kapuzinerstraße 20 (1922-1923)
Maria-Viktoria-Straße 53 (1923)

Weiteres Schicksal:

Am 11. Oktober 1940 in Grafeneck ermordet

Bild(er):

"Könnte ein ganzes Buch schreiben von dem schönen und qualvollen Illenau"

Emilie Greiner lebte erst drei Jahre in Baden-Baden, als sie im Oktober 1923 wegen einer paranoiden Störung in die Heil- und Pflegeanstalt Illenau eingewiesen wurde.

Sie stammte aus einem Dorf bei Welzheim, wo sie am 2. Oktober 1882 als jüngstes von acht Geschwistern geboren worden war. Sie wuchs unter einfachen Verhältnissen in einem pietistischen Haushalt auf. Mit 14 verlor sie ihre Mutter, ein Trauma, das sie nie verwand. Von ihren älteren Geschwistern fühlte sie sich missverstanden und schlecht behandelt.
Emilie, so schreibt ihre Schwester, eine Diakonisse, "hatte wohl schon lange ein aufgeregtes Wesen", doch krank sei sie erst geworden, "seit sie in Baden-Baden in Stellung war". Nach Einschätzung der Schwester war "die Stelle in Baden-Baden sehr ungesund". Deutlich spürt man die Missbilligung der extravaganten Kurstadt.

Vielleicht um der Enge ihres Umfelds zu entfliehen, hatte Emilie 1920 eine Stelle als Dienstmädchen in Baden-Baden angenommen. Die innere Zerrissenheit, pietistischen Tugenden wie Fleiß und Bescheidenheit gerecht zu werden und gleichzeitig die eigenen Bedürfnisse auszuleben, lässt sich aus ihren zahllosen Briefen erahnen. Zudem fühlte sie sich an ihrer letzten Stelle bei der Generalswitwe Dorothea von Frankenberg mit fünf Kindern, vier Hunden "und dann auch noch die Einmachzeit, die vielen Früchte" überfordert. Der Konflikt kulminierte in Emilies aussichtsloser Liebe zu einem Arzt. Sie entwickelte eine Hypochondrie, um ihm nahe sein zu können.

In der Klinik verhielt Emilie sich ruhig und geordnet, so dass sie in die Kreispflegeanstalt Hub verlegt wurde. 1925 schlug ein Arzt ihre Entlassung vor, doch die Geschwister sahen sich außer Stande, sie aufzunehmen. So lebte sie sechzehn Jahre weitgehend unauffällig in der Hub, ohne dass eine Veränderung ihrer Krankheit eintrat. Der letzte Eintrag in der Patientenakte lautet: "Seit längerer Zeit in einem … stumpfen Endzustand".

Am 11. Oktober 1940 wurde Emilie Greiner nach Grafeneck deportiert und ermordet.

Schülerinnen und Schüler der Klosterschule vom Heiligen Grab

Quellen/Literatur:

StABAD A5/Meldekarte; BArch R179/25180; KA RA 1Hub B1; StAF B821/2 Nr. 20321; Stadt Lorch Geburtsregistereintrag

Hier wohnte
EMILIE BARBARA GREINER
JG. 1882
EINGEWIESEN 1923 HEIL- UND PFLEGEANSTALT ILLENAU
1924 KREISPFLEGEANSTALT HUB
"VERLEGT" 11.11.1940
ERMORDET 11.11.1940 GRAFENECK
AKTION T4

Stolperstein Maria-Viktoria-Straße 53, verlegt am 28.11.2011