geb. 29. Juli 1913 in Baden-Baden

Ehepartner:

Hauser, Elfi

Eltern:

Hauser, Johanna, geb. Hauser
Hauser, Dr. Hugo

Beruf:

Lehrer

Adressen:

Lange Straße 105 (1913-1917, von Offenburg kommend 1918-1927)
Vincentistraße 26 (1927-1935, von Wiesbaden kommend, 1938-1939)

Weiteres Schicksal:

Am 12. April 1939 Emigration nach Richborough/Kent (England)

Bild(er):

"Ich wollte eigentlich nicht auswandern, ich wollte mit dem Kopf durch die Wand", beschreibt Hans Hauser viele Jahre nach seiner Emigration aus Deutschland seine Einstellung von damals. Nur auf Drängen der Eltern nach dem Novemberpogrom ging er schließlich: "Ich war nicht glücklich: Was sollte ich als Deutscher in Amerika?"

Hans Hauser hatte sich schon immer seinem deutschen Vaterland sehr verbunden gefühlt. Im Januar 1933 meldete sich der Jurastudent zum freiwilligen Arbeitsdienst. Doch bald nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten war seine Mitarbeit wegen seiner jüdischen Herkunft nicht mehr erwünscht.
Nachdem er bereits sechs Semester Rechtswissenschaften in Heidelberg und Freiburg studiert hatte, wurde Hans Hauser als Jude 1935 nicht zum Referendarexamen zugelassen. Er versuchte trotzdem, eine Ausnahme durchzusetzen: Er wandte sich direkt an den Reichsjustizminister mit einem Schreiben, in dem er seine nationale Gesinnung unter Beweis zu stellen versuchte. Aber auch der Hinweis auf seine Mitgliedschaft im "Verband nationaldeutscher Juden" half nicht weiter.
Wie für so viele deutsche Juden, die sich mit ihrem Vaterland identifizierten, war es für Hans Hauser unvorstellbar, dass gegen das nationalsozialistische Konzept des "Rassejuden" nichts auszurichten sei. Die Verherrlichung von Deutschtum und soldatischen Tugenden durch die Nazis hatte anfangs bei vielen die Illusion genährt, dies könnte auch für jüdische Patrioten und Frontsoldaten gelten.
Aber gerade Juden mit "nationaler Gesinnung" wurden von der NSDAP abgelehnt: Jüdische Organisationen, die ihr Deutschtum hervorhoben, wurden stärker bekämpft als zionistische Vereine und Verbände. Letztere bereiteten ihre Mitglieder auf die Auswanderung nach Palästina vor - das war zunächst im Interesse der NSDAP. Der "Verband nationaldeutscher Juden" hingegen, dem Hans Hauser angehörte, wurde bereits im Herbst 1935 verboten.
Der Exodus von Juden aus Osteuropa seit Ende des 19. Jahrhunderts erschwerte die Situation. Viele assimilierte Juden sorgten sich, dass die jüdischen Zuwanderer aus Polen und Russland dem Antisemitismus neuen Auftrieb gegeben hatten. Einige reagierten mit Vorbehalten, so auch Hans Hauser und sein Vater: "Da kamen die Juden von Polen und Russland und wir hatten das Gefühl, dass sie uns die Suppe versalzen".

Nachdem sich sein Plan, wie sein Vater eine Laufbahn als Jurist einzuschlagen, nicht verwirklichen ließ, absolvierte der sportbegeisterte Hauser eine Ausbildung zum Sportlehrer in Stuttgart und erhielt nach der staatliche Prüfung als Turn- und Sportlehrer im Dezember 1936 eine Anstellung bei zwei jüdischen Vereinen in Mainz und Wiesbaden (Schild Wiesbaden und Schild Mainz) sowie an drei jüdischen Schulen. Im August 1938 kehrte er in seine Heimatstadt zurück.
Nach dem 10. November 1938 änderte sich alles. Die Synagoge wurde angezündet, alle jüdischen Männern durch die Straßen der Stadt getrieben und nach Dachau deportiert, so auch Hans Hauser und sein Vater Hugo. Jetzt wurde auch ihnen klar, dass Deutschland für sie keine Heimat war - zu spät. Nach seiner Entlassung aus Dachau am 9. Dezember 1938 bemühte sich Hans Hauser um eine Auswanderung und konnte im April 1939 zu einer Tante in die USA emigrieren. Um ihr nicht zur Last zu fallen, wollten die Eltern erst später nachkommen. Ihre Rücksichtnahme hatte fatale Folgen: Die Eltern wurden in das Lager Gurs in den Pyrenäen verschleppt, später in Auschwitz vergast.

Hans Hauser trat 1940 in die amerikanische Armee ein und sah seine Heimatstadt bereits 1945 bei Kriegsende wieder. Mit der 76. Infanteriedivision hatte er den Rhein bei Echternach überschritten und bekam Urlaub, um die Lage in Baden-Baden zu erkunden.
Schon am zweiten Tag seines Aufenthalts suchte ihn eine Delegation Baden-Badener Bürger in seinem Hotel auf. Die Herren in Gehrock und Zylinder boten ihm den Posten des Oberbürgermeisters an, wahrscheinlich in der Hoffnung, sich einen gewissen Schutz sichern zu können, wenn ihr Stadtoberhaupt ein Jude und Angehöriger der US-Streitkräfte ist. Hans Hauser lehnte ab.

Quellen/Literatur:

StABAD A23/38; StABAD A23/29; StABAD A5/Meldekarte, StABAD A24/704; StAF F 196/1 Nr. 5881; StAF P 303/4 Nr. 521
Schindler, Angelika: Der verbrannte Traum. Jüdische Bürger und Gäste in Baden-Baden, Baden-Baden ²2013, S. 127 ff.
Foto: Jack Hauser (2. von links) mit Frau und dem Ehepaar Wendt (Oberbürgermeister) während der Woche der Begegnung 1992
http://www.bad-bad.de/gesch/hans_hauser.htm (Zugriff 05.05.2020)

Hier wohnte
HANS HAUSER
JG. 1913
FLUCHT 1939 ENGLAND
ÜBRLEBT IN USA



Stolperstein Vincentistraße 26, verlegt am 27.01.2009