Herrmann, Klara, geb. Marx

Ehefrau des Bankiers Carl Theodor Herrmann, 1891 Gründer des Bankgeschäfts C.T. Herrmann & Comp., in Baden-Baden, gestorben 1925 unter Hinterlassung eines sehr großen Vermögens. 1933/1934 Verfahren auf Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit eingeleitet, als Klara für einige Monate nach Paris und nach Mallorca gereist war. Sie stand 1937 erneut im Visier der Strafverfolgungsbehörden wegen Verdachts der Verbringung ihres Vermögens ins Ausland und wegen Steuervergehen durch Nichtanmeldung ausländischen Vermögens.
Ab dem 7. April 1937 in Untersuchungshaft in Mannheim. Im Januar 1938 wegen Haftunfähigkeit auf freien Fuß gesetzt. Obwohl der Baden-Badener Amtsarzt ihre Verhandlungsunfähigkeit attestierte, wurde das Verfahren vor dem Sondergericht Mannheim fortgesetzt und Klara am 27. Juni 1938 wegen Verbrechen gegen das Gesetz gegen Verrat der Deutschen Volkswirtschaft und Devisenvergehens zu zwei Jahren zehn Monaten Zuchthaus und 45.000 RM Strafe verurteilt. Die Strafe verbüßte sie bis zum 30. September 1940 im Zuchthaus Aichach (Bayern) und wartete danach im "Nassauer Hof" in Karlsruhe auf ihre Auswanderungspapiere.
Nach ihren Angaben am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert (nicht in der offiziellen Liste enthalten). Von Gurs wurde sie am 20. Januar 1941 in das Interniertenlager Noë, Departement Haute-Garonne, verlegt und von dort im Dezember 1941 nach Marseille, wo ihr im Mai 1942 die Auswanderung in die USA gelang.

Lebenslauf für die Beantragung eines Reisepasses:

"Aichach, den 26. August 1940.

Mein Lebenslauf

Ich bin am 25. Dezember 1879 in Mannheim als Tochter des Dampfziegeleibesitzers Jakob Marx geboren. Ich besuchte die höhere Mädchenschule und nach Verlauf lernte ich Weißnäherin und Stickerei. Von meiner Mutter wurde ich gelehrt, wie ein Haushalt zu führen ist und ebenso in der Kocherei unterwiesen. Mit 19 Jahren, am 1. November 1899, verheiratete ich mich mit dem Bankier Carl Theodor Herrmann in Baden-Baden. Ich lebte in glücklichster Ehe und bin seit 25. September 1925 Witwe. Der Ehe sind zwei Kinder entsprossen. Ich verlebte eine sorglose Jugend, bin sehr einfach und bescheiden erzogen worden. Meine Eltern waren stets darauf bedacht, dass ich vieles lerne, sowohl häuslich als auch künstlerisch und literarisch. Bälle oder sonstige Tänzereien habe ich nie mitgemacht. Auch meine Kinder habe ich in diesem Sinne erzogen. Solange mein Mann lebte, habe ich mich nie um geschäftliche oder geldliche Sachen kümmern müssen. Später hat mein Sohn alles für mich erledigt. Ich selbst fühlte mich als Hausfrau und Mutter wohl, und war nie eine Frau, die dem Vergnügen nachging. Trotz meiner guten materiellen Verhältnisse blieb ich stets einfach und bescheiden und habe, wo ich konnte, die Armen unterstützt. Wenn ich mir etwas zuschulden kommen ließ, geschah es in völliger Unwissenheit und bedaure es aus tiefstem Herzen.

Frau Klara Sara Herrmann Wwe."