geb. 04.09.1882 in Hanau, gest. 19.10.1945 in Baltimore

Beruf:

Kaufmann

Adressen:

Quettigstraße 9 (von Ludwigshafen kommend, 1938-1939)

Weiteres Schicksal:

Am 26. Juni 1939 Emigration nach Eastbourne (England)

Bild(er):

Lebenslauf für die Beantragung eines Reisepasses, Februar 1939

"Lebenslauf Gustav Israel Hirschmann, 8. Februar 1939.

Ich bin geboren den 4. September 1882 in Hanau, Main, als Sohn des Moritz Hirschmann und seiner Ehefrau Johanna, geb. Katz. Ich besuchte daselbst die Oberrealschule und anschließend daran die Realhandelsschule in Mainz, bis zur Untersekunda. Alsdann verbrachte ich meine Lehrzeit in Frankfurt, Main. Auch verblieb ich nach meiner Lehrzeit noch einige Zeit in diesem Geschäft. Am 1. Januar 1901 trat ich in die Firma D. Neuschäfer, Ludwigshafen/Rhein - Essigsprit-, Likörfabrik, Weinbrennerei ein, in welche ich im Jahre 1906 als Teilhaber eintrat. Am 6. Juni 1909 verheiratete ich mich mit Minna Hertz aus Mannheim und aus dieser Ehe wurde mir am 13. Mai 1912 eine Tochter geboren. Diese lebt seit zwei Jahren in USA. Ab 1927 war ich Alleininhaber meiner Firma bis zum 1. November 1937. Alsdann ging die Firma in arischen Besitz über. Von da bis 1. April 1938 war ich noch beratend bei meinem Nachfolger tätig. Alsdann verlegte ich meinen Wohnsitz nach Baden-Baden, Quettigstraße 9."

Hirschmann war bis 1. November 1937 Besitzer einer Sprit- und Likörfabrik in Ludwigshafen. Danach ging die Fabrik in arische Hände über. Verheiratet mit Minna, geb. Hertz. Seit dem 6. April 1938 in Baden-Baden. Verfügte zu diesem Zeitpunkt bereits über eine Einwanderungserlaubnis in die USA mit einer allerdings hohen Registrierungsnummer, weswegen er und seine Frau die Wartezeit in Cuba verbringen wollten. Die für Februar 1939 vorgesehene Auswanderung verzögerte sich wegen eines Ermittlungsverfahrens des Hauptzollamtes Baden-Baden wegen Vergehens gegen das Devisengesetz und die Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von Juden. Die Bedenken des Hauptzollamts wurden unmittelbar nach Abgabe sämtlicher Edelmetallgegenstände am 1. Juni 1939 zurückgestellt, woraufhin die Auswanderung erfolgen konnte. Dabei wurde dem Ehepaar Hirschmann die gesamte Wohnungseinrichtung, darunter Gemälde, Skulpturen, Drucke und Figuren sowie wertvolle Pelze entzogen und der staatlichen Verwertung zugeführt.

Quellen/Literatur:

StABAD A23/29; StABAD A23/38; StABAD A5/Meldekarte; StAF F 196/1 Nr. 4759; StAF P 303/4 Nr. 134