geb. 16.06.1888 in Lichtenau (Baden), gest. 24.10.1940 in Grafeneck

Beruf:

Kaufmann

Adressen:

Lichtentaler Straße 13 (von Lichtenau kommend, 1919-1920)
Ludwig-Wilhelm-Straße 20 (1920-1923, nach Achern (Illenau))

Weiteres Schicksal:

Am 24. Oktober 1940 in Grafeneck ermordet

Emil Kaufmann wurde 1888 in der Nähe von Kehl als Sohn jüdischer Eltern geboren. Die Familie wohnte seit 1920 in einer Villa in der Ludwig-Wilhelm-Straße 20. Emil war wie sein Vater Kaufmann.

Am 1. Mai 1923 kam Emil Kaufmann im Alter von fast 35 Jahren in die Heil- und Pflegeanstalt Illenau in Achern. Der Grund dafür lässt sich aus den noch vorhandenen Dokumenten nicht entnehmen. 17 Jahre später wurde er im August 1940 in die Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch verlegt. Auch dieses Mal lassen sich keine Hinweise auf seine Erkrankung finden. Man weiß wenig über ihn, aber aus einer Liste geht hervor, dass er 22 Bücher mit nach Wiesloch brachte, eine Brille und zahlreiche Kleidungsstücke. Sein Onkel, Dr. med. Jacob Roos - einer von fünf jüdischen Ärzten in Baden-Baden -, war sein Vormund und immer wieder im Kontakt mit der Verwaltung der Heilanstalten, bis er selbst am 22. Oktober 1940 deportiert wurde.

Im Oktober 1940 wurde Emil Kaufmann in die württembergische Tötungsanstalt Grafeneck verlegt. Die Verwandten erfuhren nichts davon. So schrieb Ende Januar 1941 eine Freundin der Familie Kaufmann, die sich große Sorgen machte, an die Verwaltung der Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch:
"Ich frage hiermit höflich an, ob Herr Emil Kaufmann von hier sich noch in Ihrer Pflege befindet und wie es ihm geht. Da seine hiesigen Verwandten fort sind, würde ich ihn gerne mit Päckchen erfreuen. Auch frug heute seine Tante aus der Schweiz nach seiner Adresse. Ich ersuche höflichst um baldigen Bescheid und zeichne hochachtungsvoll"
Auf dieses Schreiben erhielt sie eine sehr vage Antwort:
"Der obengenannte Kranke wurde am 24. Oktober 1940 in eine außerbadische uns nicht bekannte Anstalt verlegt. Auch in der Zwischenzeit ist uns der neue Aufenthaltsort nicht bekannt geworden."
Auch als andere Verwandte nachfragten, erhielten sie stets dieselbe lapidare Antwort.

Erst die Antwort auf eine Anfrage beim Amtsgericht Baden-Baden gibt einen Hinweis darauf, was tatsächlich geschah:
"Die Anstalt, in die der Patient am 24. Oktober 1940 verlegt wurde, ist uns nicht bekannt. Auskunft darüber kann nur die Gemeinnützige Krankentransport G.m.b.H., Berlin W9, Potsdamer Platz 1 geben."
Diese GmbH war ein Tarnname für eine zentrale Dienststelle, die Krankenmorde im Nationalsozialismus möglich machte. Auf diese Weise wurde eine direkte Verbindung zur Kanzlei Hitlers verschleiert und ebenso die Tatsache, dass Emil Kaufmann ermordet worden war. Er war eines von über siebzigtausend Opfern der menschenverachtenden Krankenmorde durch die Nationalsozialisten geworden.

Quellen/Literatur:

StABAD A5/Meldekarte; GLAK 463 Zug. 1983-20 Nr.12504a

Hier wohnte
EMIL KAUFMANN
JG. 1888
EINGEWIESEN 1923 HEILANSTALT ILLENAU
"VERLEGT" 24.10.1940 GRAFENECK
ERMORDET 24.10.1940
"AKTION T4"

Stolperstein Ludwig-Wilhelm-Straße 20, verlegt am 04.03.2020