geb. 18. Dezember 1894 in Baden-Baden

Eltern:

Kaufmann, Therese, geb. Hammel
Kaufmann, Max

Weitere Angehörige:

Geschwister:
Kaufmann, Rosa
Zivy, Elsa, geb. Kaufmann
Kaufmann, Siegfried

Beruf:

Kauffrau

Adressen:

Lichtentaler Straße 34 (1894-1940)

Weiteres Schicksal:

Am 22. Oktober 1940 Deportation nach Gurs

Bild(er):

Seit Geburt in Baden-Baden wohnhaft. Bemühte sich bis in den Juli 1940 hinein um Erhalt von Auswanderungspapieren in die USA. Dorthin wollte sie mit ihrer Schwester zu Verwandten reisen, nachdem diese ihnen die entsprechenden Bürgschaften gestellt hatten. Am 22. Oktober 1942 nach Gurs deportiert. Verblieb im Lager Gurs bis 8. Juli 1941. Danach Entlassung nach Marseille, von wo sie am 22. Oktober 1941 in die USA auswandern konnte.

Lebenslauf für die Beantragung eines Reisepasses, Juli 1940

"Lebenslauf

Ich bin geboren am 18. Dezember 1894 zu Baden-Baden als Tochter des Metzgermeisters Max Kaufmann und seiner Ehefrau Therese, geb. Hammel, beide wohnhaft in Baden-Baden und deutscher Staatsangehörigkeit.
Vom Jahre 1901-1911 besuchte ich die 10 Klassen der Höheren Mädchenschule in Baden-Baden. Hernach betätigte ich mich im elterlichen Geschäft und Haushalt. Es war mir auch Gelegenheit geboten, das Nähen (Weißnähen und Kleidermachen) zu erlernen. Da ich die Absicht hatte mich kaufmännisch zu betätigen, erlernte ich Stenographie und Maschinenschreiben sowie bei Herrn Handelslehrer Stärk die nötigen Handelsfächer (Buchführung).
Vom 1. Oktober 1917 bis 31. März 1919 war ich in der Buchhaltung der Mitteldeutschen Creditbank, Filiale Baden-Baden, vormals Meyer & Diss, beschäftigt. Ich habe diese Tätigkeit aufgegeben, weil ich am 1. April 1919 als Mitinhaberin der Firma J. Herrmann, o.H., Schuhgeschäft in Baden-Baden, Sophienstraße 8 (Leopoldsplatz) (welche Firma für mich und meine beiden Schwestern käuflich erworben wurde) deren kaufmännische Leitung übernahm. Infolge eines im Jahre 1925 mit den Besitzern des Hauses Sophienstraße 8 auf 12 Jahre abgeschlossenen und durch die Krisenjahre 1930-32 unerfüllbar gewordenen Nießbrauchvertrags, musste die Firma J. Herrmann, trotz restlosen Einsatzes unseres Privatvermögens, die Zahlungen einstellen, um einen gerichtlichen Vergleich herbeizuführen, der, da er nicht zustande kam, in Konkurs überging.
Im Frühjahr 1933, nach Beendigung des Konkursausverkaufs (der Konkurs war am 2. Dezember 1932 eröffnet worden) stand ich einem Nichts an Vermögen und Existenz gegenüber. Das elterliche Haus, Lichtentaler Straße, kam im Frühjahr 1933 in Zwangsverwaltung als weitere Folge des Konkurses der Fa. J. Herrmann und ging uns im Jahre 1936 durch Zwangsversteigerung verloren.
Im April 1933 fand ich eine neue Existenz in dem von meinem Schwager, Herrn Eugen Zivy, am 11. April 1933 neu eröffneten Schuhgeschäft hier, Lichtentaler Straße 9 (Haus Kuhn), in welchem mir die Kaufmännische Leitung übertragen war. Dieses Geschäft bestand bis Herbst 1938, in welchem es, infolge der Gesetze jüdische Geschäfte betreffend, durch Total-Ausverkauf aufgelöst wurde. Seit Oktober 1938 bin ich größtenteils arbeitslos. Ich hatte hin und wieder aushilfsweise kurzfristige Beschäftigungen in Büro und Haushalt.
Um mir eine neue Existenz zu gründen, will ich auswandern, was mir durch die Unterstützung von Seiten meiner amerikanischen Verwandten durch Stellung von Bürgschaft ermöglicht wird."

Quellen/Literatur:

StABAD A23/45; StABAD A5/Meldekarte; StABAD A23/37; StAF P 303/4 Nr. 30