geb. 25.01.1920 in Baden-Baden, gest. 21.08.1940 in Grafeneck

Eltern:

Ketterer, Luitgard
Geiser, Friedrich

Adressen:

Beuerner Straße 111 (1920-1929, nach Rheinfelden (Herten))

Weiteres Schicksal:

Am 21. August 1940 in Grafeneck ermordet

Bild(er):

Johanna Magdalena Ketterer wurde am 25. Januar 1920 in Baden-Baden als uneheliches Kind von Luitgard Ketterer geboren. Sie wuchs bei ihrer Mutter im Haus der Großeltern in Oberbeuern auf. Dort verbrachte sie ihre ersten acht Lebensjahre, ehe sie aufgrund ihrer geistigen Behinderung seit dem 22. Oktober 1928 in der St. Josefsanstalt Rheinfelden (Herten) lebte.

Am 26. Juli 1940 wurde sie in die Heil- und Pflegeanstalt Emmendingen und von dort "auf ministerielle Anordnung" am 21. August 1940 in eine selbst dem Klinikdirektor unbekannte Anstalt verbracht. Auch die Mutter und Johannas Stiefvater wurden im Ungewissen gelassen, bis sie am 12. September aus der Landespflegeanstalt Sonnenstein Nachricht vom Tod ihres Kindes erhielten. In Wirklichkeit war Johanna nach Grafeneck deportiert und dort noch am Tag der Ankunft ermordet worden. Als fingierte Todesursache nennt die Sterbeurkunde "akuten Schwächezustand". Um Nachforschungen über die Todesumstände zu erschweren, wurde Johannas Leichnam eingeäschert. Offiziell sollte damit der "Seuchengefahr" vorgebeugt werden.

Johanna ist eines der wenigen Opfer, bei denen wir aus Briefen die Reaktion der Angehörigen kennen. Nach Johannas Verlegung versuchte der Stiefvater verzweifelt, Näheres über ihren Verbleib zu erfahren. Nach ihrem Tod schrieb die Mutter voll Trauer an eine Hertener Schwester: "Laut hinausschreien könnt ich als." Bemerkenswert ist, dass sie offenbar ahnte, dass die amtlichen Schreiben logen: "Das glauben wier, in einen Schwächezustand zu sein, das andere, wier sollen nicht wieder schreiben, Sie wissen Bescheid." Ähnlich klingt ihre Begründung für die Ablehnung von Johannas Asche: "Wer weiß ob es Johannas Asche ist, denn mit den wird doch viel Schwindel getrieben". Sie schließt resigniert: "Die wissen sich zu helfen, um keine Ide(e) zu kommen, na, Gott wird auch mal der rechte Weg für sie finden. Der arme Teufel muss überall herhalten, nicht wahr?"

Quellen/Literatur:

StABAD A5/Meldekarte; Archiv St. Josefshaus Rheinfelden (Herten); Zentrum für Psychiatrie Emmendingen Entlassliste; StAF F 176/1, 761; StAF F176/15 Nr. 750

Hier wohnte
JOHANNA MAGDALENA KETTERER
JG. 1920
EINGEWIESEN 1929 ST. JOSEFSANSTALT HERTEN
"VERLEGT" 21.8.1940
ERMORDET 21.8.1940 GRAFENECK
AKTION T4

Stolperstein Beuerner Straße 111, verlegt am 28.11.2011