geb. 12. April 1901 in Baden-Baden

Kinder:

Nachmann, Inge Hertha

Weitere Angehörige:

Geschwister:
Nachmann, Hermann

Beruf:

Kaufmann

Adressen:

Sophienstraße 20 (von Remscheid kommend, 1922-1926)
Sophienstraße 15 (1926-1929)
Sophienstraße 20 (1929-1935)
Rheinstraße 25 (1935-1938)

Weiteres Schicksal:

1938 Emigration in die USA

Bild(er):

Rudolf und sein Bruder Hermann arbeiteten im "Wiener Bazar". Das Geschäft in der Sophienstraße, das ein großes Sortiment an Geschenkartikeln und Spielwaren, aber auch Haushaltswaren bot, hatten Vater Julius Nachmann und seine Frau Florine aufgebaut.
Im Jahr 1938 wurde die Familie in alle Winde zerstreut. Rudolf Nachmann gelang es, kurz vor dem Novemberpogrom 1938 für seine junge Familie ein Affidavit für die USA und eine Schiffspassage nach New York zu bekommen. Die Tochter Inge war damals gerade vier Jahre alt. Sein älterer Bruder Hermann ging im gleichen Jahr nach Frankreich und meldete sich als Freiwilliger bei der Fremdenlegion. Die Eltern blieben in Baden-Baden und hofften, in dem internationalen Kurort die NS-Zeit halbwegs unbeschadet überstehen zu können.

Rudolf Nachmanns junge Familie verschlug es nach Columbus in Georgia. Dort hielten er und seine Frau Resi sich mit den unterschiedlichsten Jobs über Wasser. So schien das Leben doch schnell wieder in geordneten Bahnen zu verlaufen, bis der Postbote eines Tages einen rosa Umschlag brachte: einen Brief vom Roten Kreuz mit der Nachricht, dass Mutter Florine Nachmann im Internierungslager Gurs in Frankreich gestorben war. Die 69-Jährige war zusammen mit ihrem Mann im Oktober 1940 dorthin deportiert worden. Julius Nachmann wurde 1942 weiter nach Auschwitz verschleppt und ermordet.

Die Ohnmacht der Geretteten

Die Möglichkeiten für die Einwanderer, den Verwandten in Deutschland zu helfen, waren sehr begrenzt. Versuche, ein Visum für Eltern und Schwiegereltern, Schwager und Schwägerin zu bekommen, scheiterten. Als Neuankömmlinge lebten die Nachmanns in zu bescheidenen Verhältnissen, um für ihre Verwandten bürgen zu können. Sie waren nicht in der Lage, die vom Staat geforderten finanziellen Sicherheiten zu leisten.
Verzweiflung machte sich breit, als die Familie nach dem Krieg feststellen musste, dass nur Bruder Hermann in Frankreich den Holocaust überlebt hatte. Diese Nachrichten forderten ihren Tribut: Rudolf Nachmann zog sich vollkommen in sich selbst zurück, seine Frau musste mehrfach in die Psychiatrie eingewiesen werden.

Angelika Schindler

Quellen/Literatur:

StABAD A23/13; StABAD A5/Meldekarte; HStAS 99/001
Schindler, Angelika: Der verbrannte Traum. Jüdische Bürger und Gäste in Baden-Baden, Baden-Baden ²2013, S. 292 Anm. 15.

Hier wohnte
RUDOLF NACHMANN
JG. 1901
FLUCHT 1938 USA
ÜBERLEBT




Stolperstein Sophienstraße 20, verlegt am 04.11.2008