geb. 16. September 1899 in Oberdorf

Ehepartner:

Roos, Jakob Friedrich

Kinder:

Roos, Hans
Roos, Gretel

Adressen:

Ooser Bahnhofstraße 13 (von Bopfingen kommend, 1908-1919, nach Rastatt, von Rastatt kommend, 1936-1939)

Weiteres Schicksal:

Am 15. April 1939 Emigration nach England

Bild(er):

Helma Baer, Ehefrau des Kartonagenfabrikanten Jakob Roos, flüchtete im April 1939 vor den rassistischen Verfolgungen in Deutschland nach England.

Ihrem Antrag für einen Reisepass legte Helma Roos ihren Lebenslauf bei:
"Ich bin am 16. September 1899 in Oberndorf bei Bopfingen, Württemberg, als Tochter des praktischen Arztes Dr. S. Baer und seiner Ehefrau Klara, geborene Guggenheimer, geboren. Ich besuchte dort die Volksschule bis zu meinem 9. Lebensjahr. Dann verzogen meine Eltern nach Baden-Oos. Ich besuchte dann nach einem weiteren Jahr Volksschule die Mädchenschule und Oberrealschule in Baden-Baden, wo ich 1919 mein Abitur machte. Im Oktober 1919 heiratete ich den Kartonagenfabrikanten Jacob Roos in Rastatt. Ich habe zwei Kinder Hans, geb. 4. Juli 1921 und Gretel, 1. Dezember 1924, beide in Rastatt geboren. 1936 zogen wir nach Baden-Oos und wohnen dort in meinem väterlichen Haus. Ich bin Volljüdin.
Mein Mann hat jetzt seine Fabrik in arische Hände übergeleitet und wir beabsichtigen, nach England auszuwandern."

Jakob Roos war seit 1921 Betriebsleiter der Tüten-, Papierwaren- und Kartonagefabrik Dreyfuss & Roos in Muggensturm gewesen. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten hatte er die Fabrik im Zuge der "Arisierung" verkaufen müssen und seine Arbeit verloren.

Nach den Ereignissen des 10. November 1938 fanden Jakob und Helena eine Möglichkeit, ihre Kinder Hans und Gretel, damals 17 und 14 Jahre alt, mit einem der sogenannten "Kindertransporte" nach England in Sicherheit zu bringen. Sie reisten am 1. Februar 1939 über London nach Liverpool aus. Als Kindertransport (auch Refugee Children Movement) wird die Ausreise von über 10.000 Kindern, die als "jüdisch" im Sinne der Nürnberger Gesetze galten, aus dem Deutschen Reich und aus von diesem bedrohten Ländern zwischen Ende November 1938 und dem 1. September 1939 nach Großbritannien bezeichnet. Viele der Kinder sahen ihre Eltern nie wieder. Oftmals waren sie die einzigen aus ihren Familien, die den Holocaust überlebten. Man wird sich kaum ausmalen können, was eine solche Trennung für die Familien bedeutete. Hans und Gretel Roos hatten Glück: Ihrem Vater gelang bereits kurz nach seinen Kindern am 28. Februar 1939 die Ausreise nach Liverpool, die Mutter folgte Mitte April.

Mit der Emigration verlieren sich die Spuren der Familie Roos in den deutschen Archiven. Es wäre wohl eine interessante Aufgabe, ihre Spuren in England weiterzuverfolgen.

Salomon Baer, der verwitwete Großvater, zog nach der Emigration seiner Tochter und deren Familie nach England in die Baden-Badener Innenstadt in die Lange Straße. Von dort wurde er im Oktober 1940 nach Gurs deportiert, wo er am 16. November 1940 im Alter von 70 Jahren starb.

Quellen/Literatur:

StABAD A23/42; StABAD A23/29; StABAD A5/Meldekarte; StAF F 196/1 Nr. 5486

Hier wohnte
HELMA ROOS GEB. BAER
JG. 1899
FLUCHT 1939 ENGLAND



Stolperstein Ooser Bahnhofstraße 13, verlegt am 18. Oktober 2021