geb. 11. Juni 1915 in Heidelberg

Weitere Angehörige:

Geschwister:
Sack, Robert Arno

Adressen:

Beuttenmüllerstraße 17 (von Heidelberg kommend, 1922-1928)
Stadelhoferstraße 14 (1928-1936)

Weiteres Schicksal:

Am 5. Feb. 1936 Emigration nach Prag, nach Frankreich

Heinz Sack war Sohn des Baden-Badener Dermatologen Waldemar Sack und seiner Frau Sophie. Wegen der nationalsozialistischen Rassegesetzgebung, die es jüdischen Studenten unmöglich machte, ihre Ausbildung zu beenden, plante er bereits Ende 1935, Deutschland zu verlassen. Im Antrag an das Passamt schrieb er:

"Unterzeichneter bittet um einen Auslandspass. Ich bin in der Ausbildung zum Textilveredlungstechniker. Nach meiner praktischen Ausbildung war ich von April 1935 bis heute ordentlicher Studierender der Preußischen höheren Fachschule für Textilindustrie – Abteilung Färberei und Appretur, zu Krefeld.
Auf Grund der in der letzten Zeit besonders starken Bestrebungen für Ausschaltung der Juden ist mir das Studium sehr erschwert, obwohl ich auf Grund der Frontkämpfereigenschaft meines Vaters auch heute noch ordentlicher Student bin. Es ist mir persönlich von Seiten des NS-Studentenbundes nahegelegt worden, mich anderswo zum Studium umzusehen, da gegen mein Verhalten an sich keine Einwände bestehen – das Bestreben obiger Organisation dahingehe, die Schule judenfrei zu machen.
Da ich nach vollendeter Ausbildung Gelegenheit habe, nach Palästina auszuwandern, würde ich gerne meine Ausbildung in Ruhe im Ausland vollenden. Es besteht die Möglichkeit, dass ich auf der „École de chimie de la ville de Mulhouse“ zu Mülhausen im Elsass meine Studien beenden kann; Verwandte im Ausland haben sich bereit erklärt, mir meinen Lebensunterhalt zu bezahlen. Da ich schon bei Wiederbeginn des Semesterbetriebs nach Neujahr dort beginnen möchte, vorher aber noch verschiedenste Formalitäten dort erledigen muss, bitte ich um baldige Erledigung.

Obwohl Heinz Sack nach Auskunft der Gestapo Baden-Baden vom 7. Januar 1936 „hierseits als kommunistischer Intellektueller bekannt“ war, wurde ihm am 2. Mai 1936 im Hinblick auf seine anschließend geplante Auswanderung ein Auslandsreisepass ausgestellt. Heinz Sack ging nach Prag, wo er an der Deutschen Universität sein Studium fortsetzte. Zwei Jahre später, als das Sudetenland besetzt wurde, wechselte er nach Paris an die Sorbonne.

Bei Kriegsbeginn trat Heinz der französischen Fremdenlegion bei und geriet 1940 in deutsche Kriegsgefangenschaft - eine höchst gefährliche Situation für einen deutschen Juden. Und dennoch gelang es ihm über fünf Jahre hinweg, seine deutsch-jüdische Herkunft zu verbergen.
Inzwischen sprach er zwar fließend französisch, aber doch nicht gut genug, um es als seine Muttersprache zu verkaufen. Außerdem brauchte er einen Geburtsort, den die Deutschen nicht überprüfen konnten. In seiner Einheit war ein Mann mit dem Namen Ratchkowsky getötet worden. Das brachte ihn auf die Idee, sich als Russe auszugeben, dessen Familie vor den Kommunisten geflohen war. Als Ort seiner Kindheit gab er Haiti an, weil in der ehemaligen französischen Kolonie eine Sonderform von Französisch gesprochen wurde und auf diese Weise sein Französisch nicht angezweifelt wurde.
So baute er sich unter seinem Decknamen Ratchkowsky eine neue Biographie auf, die allen Zweifeln seiner nationalsozialistischen Peiniger standhielt. Es gelang ihm sogar, unerkannt Kontakt zu seinem Bruder Robert in England aufzunehmen. Der erhielt im Sommer 1942 einen mysteriösen Brief, adressiert an einen Robert S. Ratchkowsky. Nur an der Handschrift erkannte er, dass der Absender sein Bruder Heinz sein musste, den er längst für verschollen geglaubt hatte.

Nach dem Krieg wurde Frankreich die neue Heimat Heinz Adalbert Sacks.

Quellen/Literatur:

StAF F 196/1 Nr. 6731; StABAD A23/39; StABAD A23/13
Siehe SWR-Feature zur Familie Sack, u. a. mit Angaben zu den Söhnen Sack: https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/article-swr-10846.html

Hier wohnte
HEINZ ADALBERT SACK
JG. 1915
FLUCHT 1936 PRAG
ÜBRLEBT IN FRANKREICH



Stolperstein Stadelhoferstraße 14, verlegt am 27.01.2009