geb. 19.06.1860 in Baden-Baden, gest. 19.06.1940 in Grafeneck

Ehepartner:

Schuster, Otto Gustav (geschieden)

Beruf:

Hausangestellte, Näherin

Adressen:

Stephanienstraße 52 (bis 1910)
Adlerstraße 5 (/1910-1911)
Hauptstraße 11 (1911)
Hirschstraße 10 (1911-1913)
Höllengasse 5 (1913-1914)
Göttengase 2 (1914)
Lange Straße 43 (1914-1923)
Gernsbacher Straße 42 (1923-1925)
Baldreitstraße 5 (1925)
Sonnenplatz 2 (1926-1927)
Küferstraße 3 (1927-1928)
Rathausstaffeln 1 (1928-1929)
Marktplatz 11 (1929)
Lange Straße 33 (1929-1930)
Lange Straße 70a (1930)
[Rotenbachtalstraße (früher Gernsbacher Straße)
10 (früher 74) (1930-1935)

Weiteres Schicksal:

Am 19. Juni 1940 in Grafeneck ermordet

Frieda Schuster, geb. Kirchenbauer wurde an ihrem 80. Geburtstag ermordet. Sie war das älteste Baden-Badener Opfer der Krankenmorde.

Frieda wurde am 19. Juni 1860 als Tochter eines Maurers in Baden-Baden geboren. Mit dreißig Jahren heiratete sie den Maler Otto Gustav Schuster aus Solingen. Wenige Jahre nach der Hochzeit erhielt Otto offenbar einen lukrativen Auftrag: Der Essener Stahlfabrikant Friedrich Alfred Krupp hatte 1894 eine Ferienresidenz auf dem Beutig erworben und ließ die Villa umfassend renovieren. Zwanzig Jahre lang, so berichtete Frieda Schuster später, seien ihr Mann und sie - als Dienstmädchen - bei den Krupps in Baden-Baden und Essen beschäftigt gewesen.
Friedas Ehe blieb kinderlos und verlief für Frieda nach eigenen Angaben desaströs. Sie berichtet von Gewalttätigkeiten und Liebschaften ihres Mannes. 1910 wurde die Ehe geschieden. Seitdem geriet Friedas Leben aus den Fugen. Unstet wechselte sie in kurzen Abständen ihre Wohnungen. Als Näherin verdiente sie sich einen geringen Lebensunterhalt, war aber auf die Unterstützung des Fürsorgeamts angewiesen. Bald entwickelte sie Wahnideen. 1927 wurde sie entmündigt und am 17. Mai 1935 in die Kreispflegeanstalt Hub eingewiesen.

Frieda Schuster fand sich damit nie ab. Sie rebellierte und ließ sich durch keine Maßnahme ruhigstellen. Körperlich gesund, verfügte sie trotz ihres hohen Alters über eine schier unerschöpfliche Energie. Bis zuletzt reißen die Klagen über ihre Aggressivität gegenüber Patienten und Personal nicht ab. Frieda Schuster wurde am 19. Juni 1940 in einer Gaskammer auf dem Gelände des Schlosses Grafeneck getötet.

Quellen/Literatur:

StABAD A5/Meldekarten; StABAD A43/Heiratsregister; StABAD A26/21-31; KA RA 1Hub B1; BArch R179/5547

Hier wohnte
FRIEDA SCHUSTER GEB. KIRCHENBAUER
JG. 1860
EINGEWIESEN 1935 KREISPFLEGEANSTALT HUB
"VERLEGT" 19.6.1940
ERMORDET 19.6.1940 GRAFENECK
AKTION T4

Stolperstein Rotenbachtalstraße 10, verlegt am 28.11.2011