geb. 27.04.1891 in Steinbach am Glan, gest. 16.10.1957

Eltern:

Seelberg, Regine, geb. Meier
Seelberg, Salomon

Kinder:

Seelberg, Fritz Peter
Seelberg, Hanneliese

Beruf:

Kaufmann

Adressen:

Kaiser-Wilhelm-Straße 7 (von Mannheim kommend, 1935-1939, nach Luzern)

Weiteres Schicksal:

Emigriert am 28. Dezember 1939 nach Luzern

Zuzug zum 3. Juli 1935 von Mannheim nach Baden-Baden. Ehemann der Margarethe, geb. Lassmann, Schwiegersohn der Malwine Lassmann, Luzern, Schweizerin, Generalbevollmächtigte für die Eigentumsverwaltung J. Lassmann, deren Geschäftsführer er war. Zur Eigentumsverwaltung gehörten unter anderem das Hotel Messmer, Werderstraße 1, und die Villa Helene, Kaiser-Wilhelmstraße 5 in Baden-Baden.

Da Malwine Lassmann dauernd reiseunfähig war, stellte Ernst Seelberg Anfang Juli 1938 einen Passantrag für Geschäftsreisen in die Schweiz. Im Oktober folgte ein weiterer Antrag zur Auswanderung der gesamten Familie in die USA mit Verbringung der Wartezeit in der Schweiz und in England. Während Seelberg als sogenannter "Schutzhaftjude" ab 11. November 1938 in Dachau einsaß, eröffnete sich für ihn, seine Ehefrau Margarete, geb. Lassmann, und ihre zwei Kinder im Alter von 8 und 10 Jahren die Möglichkeit, in die Schweiz auszuwandern.

Die komplizierte Abwicklung der Immobilienangelegenheiten, insbesondere Provisionsforderungen der beteiligten Rechtsanwälte, verzögerten den Ablauf der Auswanderung in die USA, die erst nach Kriegsbeginn 1939 über die Schweiz erfolgte. Die bereits Ende 1938 an die Red-Star-Linie entrichtete Summe für die Überfahrt, wurde wegen Einstellung der Passage wertlos. Seelberg war also gezwungen, bei einer englischen Schifffahrtlinie nochmals Schiffsfahrkarten zu erwerben. Seine nach Rotterdam überführten Möbelcontainer verblieben im dortigen Hafen. Sie wurden im Februar 1943 von der deutschen Besatzung beschlagnahmt und ihr Inhalt an Fliegergeschädigte in Deutschland verkauft.

In den USA änderte Ernst Seelberg seinen Namen in Ernest Selby. Das in Baden-Baden verbliebene Inventar des Hotels Messmer und der Kaiser-Wilhelmstraße 5 wurde vom Reich ebenso mit Beschlag belegt und der öffentlichen Verwertung zugeführt, wie das für die Auswanderung zusammengestellte Umzugsgut in Rotterdam, darunter eine Fülle von Gemälden (u.a. Lenbach), Bildern, Stichen und Miniaturen, Porzellan und silberne Gegenstände.

Das von den Erben Lassmann 1949 angestrengte Restitutionsverfahren entwickelte sich zu einer extrem langwierigen, von der Presse und Öffentlichkeit zunehmend kritisch begleiteten Angelegenheit. Im Mittelpunkt stand dabei die Rückforderung des schon seit 1930 geschlossenen Hotels Messmer, auf dem schon vor 1933 bedeutende Lasten von Gläubigern und steuerliche Forderungen ruhten.

Lebenslauf für die Beantragung eines Reisepasses, Dezember 1938

"Lebenslauf, 1. Dezember 1938. Ich bin als Sohn des verstorbenen Kaufmanns Salomon Seelberg und der verstorbenen Frau Regine Seelberg, geb. Meier zu Steinbach am Glan, Pfalz, am 28. April 1891 geboren.
Ich besuchte die Volksschule daselbst bis zum 10. Jahr, während ich die Oberrealschule in Kaiserslautern bis zum 12. Jahr besuchte. Dann verzogen meine Eltern nach Mannheim, wo sie ein Jahr verblieben. Auch da besuchte ich die Oberrealschule. Im Jahre 1903 verzogen meine Eltern nach den Vereinigten Staaten und verblieben daselbst bis zum Jahre 1907. Bis zu meinem 15. Jahr besuchte ich amerikanische Schulen, während ich von da ab, bis zu meinem 17. Jahr in einem kaufmännischen Betrieb aufgenommen wurde. Da meine Eltern im Jahre 1907 wieder nach Deutschland zurückkehrten, kam ich auch wieder zurück und kam zur Lehre in die Getreidemühle Hirschler Söhne in Mannheim. Daselbst verblieb ich bis zu meinem 19. Jahr. Alsdann bekam ich eine Stellung bei der Firma E.A.P&A Triefas in London, woselbst ich von meinem 20. bis 24. Jahr tätig war. Bei Kriegsausbruch kam ich zurück nach Mannheim, wurde aber erst im Jahre 1915 zum Heer eingezogen. Damals war ich im väterlichen Betrieb, der Seelberg Keks- und Waffelfabrik in Mannheim tätig. Aus dem Heeresdienst wurde ich damals wegen Krankheit entlassen, um 1916 wiederum zum 40. Artillerieregiment in Rastatt eingezogen zu werden. Ich erlitt Verletzungen, die meinen Verbleib in verschiedenen Lazaretten bis 1917 notwendig machten. Infolge dieser Verletzung wurde ich dann beurlaubt, um wieder in der Mannheimer Fabrik tätig zu sein, während ich aber auch zu gleicher Zeit, ungefähr ein Jahr lang, bei dem Städtischen Hafen- und Industrieamt (Bürgermeisteramt) ehrenamtlich tätig war. Nach Kriegsende wurde ich Mitinhaber der Mannheimer Fabrik, also zu meinem 29. Jahr. Zu meinem 37. Jahr heiratete ich Margarete Seelberg, geb. Lassmann und habe heute Kinder von acht und zehn Jahren. Bis zu meinem 44. Jahr blieb ich Teilhaber der Fabrik und wohnte daselbst, während ich dann mit meiner Familie nach Baden-Baden verzog, wo ich noch heute wohnhaft bin. Seit meinem Hiersein bin ich in der Verwaltung J. Lassmann tätig."

Quellen/Literatur:

StAF F 196/1 Nr. 3834; StAF F 166/3 Nr. 5310; StAF F 165/1 Nr. 9812; StAF F 165/1 Nr. 102; StABAD A23/39