geb. 20.03.1886 in Karlsruhe, gest. 25.11.1941 in Kowno (Kauen, Fort IX)
Gärtnerin
Beuttenmüllerstraße 15 (1939)
Am 1. Februar 1939 ging bei der Polizeidirektion Baden-Baden eine anonyme Anzeige ein:
"Familie E. Deuster, Lichtental, hat bei sich eine Jüdin versteckt wohnen – Heil Hitler."
Die daraufhin von der Gestapo vernommene Maria Deuster, geb. Ziemann, Ehefrau des Handelsvertreters Ernst Deuster gab folgende Aussage zu Protokoll:
"Gertrude Selden wohnhaft in München, Grumbacherstraße 6, hat vom 31. Januar 1939 bis 6. Februar 1939 bei uns gewohnt. Sie war bei uns zu Besuch und hatte Kost und Wohnung unentgeltlich. Wir beide, die Gertrude Selden und ich, sind miteinander in Straßburg im Elsass aufgewachsen und kennen uns schon seit frühester Jugend. Sie ist eine Jugendfreundin, mit der ich auch heute noch in freundschaftlicher Verbindung stehe. Mein Mann und ich waren schon oft bei ihr zu Besuch und sie kommt auch zu uns. Eine Bezahlung von Kost und Wohnung kommt gegenseitig nicht in Frage. Die Gertrude Selden ist evangelisch getauft und auch evangelisch erzogen, stammt aber von Juden ab. In keiner Weise hat sie sich bei uns versteckt aufgehalten. Wir haben oft gemeinsame Spaziergänge unternommen und sie ging auch gelegentlich allein in die Stadt. Da die Gertrude Selden bei uns voll und ganz unentgeltlich, als sogenannter Hausbesuch, gewohnt hat, glaubte ich zur Anmeldung nicht verpflichtet zu sein."
Philippine Gertrud Selden wurde am 20. November 1941 von München nach Kowno deportiert und dort am 25. November 1941 ermordet.
StABAD A23/39; Gedenkbuch Bundesarchiv