geb. 29.05.1873 in Rauenberg, gest. 11.08.1946 in Baden-Baden

Ehepartner:

Seubert, Angela, geb. Lehmann

Eltern:

Seubert, Lina, geb. Schneider
Seubert, Adolf

Beruf:

Bahnbeamter

Adressen:

Bernhardstraße 32 (von Kippenheim kommend, 1938-1946)

Rudolf Seubert wurde am 29. Mai 1873 in Rauenberg, Kreis Wertheim, geboren. Wertheim gehörte damals noch zum Großherzogtum Baden. Er besuchte die Volksschule. Mit siebzehn Jahren zog es ihn zur Bahn und er begann als Eisenbahngehilfe eine erfolgreiche Laufbahn. 1910 wurde er Bahnhofsinspektor in Kippenheim bei Lahr. Pensioniert wurde er 1938 als Reichsbahnoberinspektor.
1897 heiratete er Angela Lehmann. Die beiden wohnten in Kippenheim, Kinder hatte das Ehepaar nicht. Seine Frau starb 1928.

Rudolf Seubert war der katholischen Kirche verbunden und politisch aktiv. Als Mitglied der Zentrumsfraktion war er seit 1909 Abgeordneter im Landtag, ab 1927 bis 1933 einer der Fraktionsvorsitzenden und ab Mai 1933 erster Vizepräsident des Badischen Landtags bis zu dessen Auflösung durch die Verordnung des Reichspräsidenten am 14. Oktober 1933.

Seubert setzte sich im Landtag in vielen Fällen - oftmals als Vorsitzender entsprechender Ausschüsse - für soziale Probleme ein. Offensichtlich war er auch Finanzexperte. Seine Arbeit umfasste die Wohnungsfürsorge (insbesondere auch für landwirtschaftliche Siedlungen) und Regelungen der Dienst- und Ruhezeiten. Mit zahlreichen Anträgen setzte er sich für soziale Verbesserungen für Arbeiter, Landwirte und Angestellte ein, ebenso im Weinbau und Brennereigewerbe.

1938, mit Beginn seines Ruhestandes bei der Reichsbahn, zog Seubert nach Baden-Baden in das Haus in der Bernhardstraße 32. Im gleichen Jahr übernahm er am 16. August die Geschäftsführung der Vincentiushaus AG, einem gemeinnützigen Unternehmen in der Scheiben- und Sophienstraße, das bereits im 19. Jahrhundert für Kranken- und Altenpflege sorgte.

Es ist anzunehmen, dass sich Seubert als aktiver Politiker der katholisch ausgerichteten Zentrumspartei mit der Politik der Nationalsozialisten nicht identifizieren konnte. Viele seiner Parteifreunde wurden von den Nazis verfolgt und auch ermordet. In der von Himmler angeordneten Aktion Gitter wurden im August 1944 alle früheren Reichs-, Landtags- und Stadtverordneten der KPD und der SPD, aber auch Mitglieder des ehemaligen Zentrums festgenommen. Die GESTAPO verhaftete Rudolf Seubert am 23. August 1944 in seiner Wohnung in Baden-Baden.

In der Regel wurde der größte Teil dieser Personen nach ca. 6 bis 8 Wochen Inhaftierung in Gefängnissen oder in Konzentrationslagern wieder frei gelassen. Rudolf Seubert überlebte die Inhaftierung und setzte seine Arbeit für das Vincentiushaus auch nach dem Kriegsende fort. Er starb zwei Jahre später im August 1946 mit 73 Jahren an einer schweren Erkrankung zu Hause in Baden-Baden.

Weitergehende Informationen finden Sie auf folgender externen Webseite:
https://www.landtag-bw.de/contents/gedenkbuch/abgeordnete/VA_Seubert%2c%20Rudolf~406.html

Quellen/Literatur:

StABAD A5/Meldekarte
https://www.landtag-bw.de/contents/gedenkbuch/abgeordnete/VA_Seubert%2C%20Rudolf~406.html (Zugriff: 08.06.2020)

Hier wohnte
RUDOLF SEUBERT
JG. 1873
ZENTRUMSPARTEI, VERHAFTET 23.8.1944 "AKTION GITTER"
GEFÄNGNIS BADEN-BADEN ENTLASSEN 1944


Stolperstein Bernhardstraße 32, verlegt am 04.03.2020