geb. 21. November 1893 in Fürth, gest. in Manchester

Ehepartner:

Wolf, Oskar

Kinder:

Wolf, Werner Heinz
Wolf, Erich Alfred

Adressen:

Quettigstraße 5 (von Fürth kommend, 1920-1929)
Vincentistraße 6 (1929-1938)
Lange Straße 16 (1938-1940, nach Gurs)

Weiteres Schicksal:

22. Oktober 1940 Deportation nach Gurs

Bild(er):

Elsa Schachmann heiratete am 5. Juli 1920 den Immobilienmakler Oskar Wolf aus Baden-Baden. Für die ursprünglich aus Bühl stammende, jüdische Familie Wolf war die Kurstadt schon seit 1901 zur Heimat geworden - doch seit dem Novemberpogrom 1938 drehte sich bei Familie Wolf alles nur noch darum, diese Stadt, die keine Heimat mehr war, zu verlassen und ein Auswanderungsland zu finden. Der 17-jährige Werner konnte im April 1939 nach Manchester emigrieren, sein drei Jahre jüngerer Bruder Erich mit einem Kindertransport kurz vor Kriegsausbruch auch nach England entkommen.

Trotz aller Bemühungen gelang es dem Immobilienmakler Oskar Wolf und seiner Frau Elsa nicht, rechtzeitig zu emigrieren, 1940 wurden sie nach Gurs deportiert. Allerdings konnten sie bald das Lager verlassen und fanden schließlich Unterschlupf in einem 23 Seelen-Dorf in der Nähe von Limoges in Zentralfrankreich. Elsa schrieb an die Söhne: "Lose, wie ein Blatt vom Winde verweht, leben wir in der Emigration, gänzlich ungewiss ist jede Zukunft. Man darf nicht denken. Man muss nur sehen, als einziges Plus seine Gesundheit zu erhalten".

Im Herbst 1942 brach der Briefkontakt zu den Söhnen ab. Erst 1 ½ Jahre später kam ein Telegramm der Mutter: "Ich bin allein, aber mutig". Ihr Mann Oskar war inzwischen in den Osten deportiert worden. Seitdem musste sie alles allein entscheiden und auf die Hilfe der Bauern im Dorf hoffen:

"In manchen Winternächten fand ich bei den Dorfbewohnern keinen Unterschlupf, weil alle Angst vor den Deutschen hatten. So wanderte ich mit meiner Stalllaterne bei Mondschein auf der Landstraße und klopfte an eine Tür." Es war nicht die einzige Nacht, die sie im Winter allein auf der Landstraße verbrachte. Immer wieder gab es Zeiten, in denen sie sich im Wald versteckte, denn "in dieser weltfernen Ecke fielen im letzten Augenblick viele der Gestapo in die Hände".

Jüdische Freunde aus Nizza unterstützten sie finanziell, bis sie selbst im Januar 1944 deportiert wurden. Der Vermieter des Häuschens war großzügig und eine französische Bäuerin aus dem Dorf, in dem sie untergekommen war, war stets an ihrer Seite. In einem Brief vom 31. Januar 1945 fasste sie ihre Erfahrungen zusammen: "Ich habe in der Emigration viel gelernt und gesehen, man ist ganz auf sich allein angewiesen. Wer die meisten Kräfte hat, macht das Rennen… Abends bin ich bei meiner fermière, einer braven, kernigen Bäuerin, die mit mir auf Eure Briefe wartet, weil sie mein Leid kennt." Ihre guten Französisch- und Englischkenntnisse aus der Schulzeit und ihre Beharrlichkeit waren wichtige Helfer im Flüchtlingsalltag. Am 1. Februar 1946 stellte sie fest "Wisst Ihr, ich habe Freunde gewonnen in der Emigration wie nie zuvor. Man wurde zusammen geschweißt."

"Um meinen geliebten Lebenskameraden bange ich sehr, was musste er erleiden? Ob er noch lebt?" fragte sie in ihrem Brief vom 9. November 1944.
Oskar Wolf hat den Holocaust nicht überlebt, In Drancy steht sein Name im März 1943 auf einer der Transportlisten nach Auschwitz. Das Gurs-Tagebuch ihres Mannes ist das Einzige, was ihr von ihm blieb.

Im Januar 1946 erhielt Elsa Wolf eine Einreiseerlaubnis für England und konnte im Februar 1946 die Reise nach Manchester zu ihren Söhnen antreten.

Quellen/Literatur:

StABAD A23/45; StABAD A5/Meldekarte; StAF F 196/1 Nr. 3731; StAF F 196/1 Nr. 3730; StAF P 303/4 Nr. 331; Gedenkbuch Bundesarchiv
Schindler, Angelika: Der verbrannte Traum. Jüdische Bürger und Gäste in Baden-Baden, Baden-Baden ²2013, S. 90 f., 218 ff., 236 ff.

Hier wohnte
ELSA WOLF, GEB. SCHACHMANN
JG. 1893
DEPORTIERT1940 GURS
ÜBRLEBT IN FRANKREICH




Stolperstein Lange Straße 16, verlegt am 28.11.2011