geb. 08.12.1890 in Bühl, gest. 03.09.1939 in Baden-Baden

Weitere Angehörige:

Geschwister:
Wolf, Fritz
Wolf, Oskar

Beruf:

Sekretärin

Adressen:

Lange Straße 59 (von Bühl kommend, 1901-1920)
Quettigstraße 5 (1920-1929)
Vincentistraße 6 (1929-1938)
Lange Straße 16 (1938-1939)
Fremersbergstraße 48 (1939)

Weiteres Schicksal:

3. September 1939 Suizid

Bild(er):

Sofie Wolf lebte bei der Familie ihres Bruders Oskar Wolf und arbeitete als Sekretärin in seinem Maklerbüro mit. Als er es am 31. Dezember 1938 schließen musste, fand sie eine Anstellung als Haushaltshilfe bei dem 82jährigen, ehemaligen Fabrikanten Georg Bendix.
Angesichts der bedrohlichen Lage für Juden in Deutschland unterstützte ihr Bruder sie aber auch bei der Suche nach einer Arbeitsstelle in England - kein einfaches Unterfangen, zumal sie kaum Englisch sprach. Dennoch eine durchaus realistische Perspektive: 14.000 jüdische Frauen aus Deutschland und Österreich erhielten bis Kriegsbeginn eine Stelle als "Domestic" und damit ein Visum für England.
Im Juli 1939 kam tatsächlich eine Anfrage aus London, ob sie in einem englischen Haushalt arbeiten wolle, aber es war noch nicht eine definitive Zusage. Zugleich belastete Sofie Wolf der Gedanke, dass ihr Bruder und ihre Schwägerin ihre eigene Auswanderung davon abhängig machten, dass auch für sie eine Lösung gefunden würde. Die politische und gesellschaftliche Situation, die Aussichtslosigkeit, einen Zufluchtsort zu finden, der Wunsch, ihrem Bruder nicht mehr zur Last zu fallen - all dies mochte dazu geführt haben, dass sie sich zwei Tage nach Kriegsbeginn das Leben mit einer Überdosis Schlaftabletten nahm. Für ihren Bruder und die Schwägerin kam ihr Tod völlig überraschend. In einem Brief vom 12. September 1939 an seine Söhne in England spekulierte Oskar Wolf über die Gründe für ihren Selbstmord: "Aus Verzweiflung, innerer Unruhe vor kommenden Dingen, aus Angst vor dem Alleinsein, falls wir getrennt würden oder mir etwas zustoßen sollte, aus überreizten Nerven nahm sie am Freitagabend vor dem Schlafengehen eine zu große Menge Schlafmittel."

Quellen/Literatur:

HStAS 99/001; StABAD A5/Meldekarte; StABAD A23/29; Gedenkbuch Bundesarchiv
Schindler, Angelika: Der verbrannte Traum. Jüdische Bürger und Gäste in Baden-Baden, Baden-Baden ²2013, S. 224 f.

Hier wohnte
SOFIE WOLF
JG. 1890
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD 3.9.1939




Stolperstein Lange Straße 16, verlegt am 28.11.2011