geb. 14.05.1896 in Stuttgart, gest. 20.06.1940 in Grafeneck (offiziell: Sonnenstein)

Adressen:

Bismarckstraße 23 (von Stuttgart kommend, 1903-1920)

Weiteres Schicksal:

Am 20. Juni 1940 in Grafeneck ermordet

Robert Engelhorn wurde am 14. Mai 1896 in Stuttgart geboren. Als ältester Sohn des Künstlers und Begründers der Kunsthalle Baden-Baden Robert Engelhorn senior wuchs er in guten Verhältnissen in der Bismarckstraße 23 in Baden-Baden auf.
Robert Engelhorn galt bereits in seiner Schulzeit als hochintelligent und liebenswert - jedoch auch als schnell erregbar, verwirrt, träumerisch und sprunghaft. Schon früh zeigte sich sein Interesse für Philosophie und Geschichte.

Der erste schwerwiegende Vorfall, der Anlass zur Sorge gab, wurde durch eine mütterliche Zurechtweisung im Sommer 1913 ausgelöst. Aus tiefster Bestürzung über die Zurechtweisung versuchte der junge Robert, sich die Pulsadern zu öffnen.
Engelhorn litt sein ganzes Leben lang an starken Depressionen, die zu mehreren Suizidversuchen führten.
1914 meldete sich Robert Engelhorn für den Militärdienst, von welchem er jedoch erfolglos und deprimiert zu den Eltern zurückkehrte. Er fand weder Anschluss bei den Kameraden noch gelang ihm eine Karriere als Offizier.
Es folgte ein Studium der Zoologie in Freiburg. Engelhorn wechselte sein Studienfach sehr häufig, sein wahres Interesse galt jedoch immer der Politik. Engelhorn war und blieb sein Leben lang ein Einzelgänger und hatte mehr und mehr Probleme mit seiner Familie, denn häufige Wutanfälle machten den Umgang mit ihm sehr schwer.

Am 7. März 1920 beging Robert Engelhorn einen Mord in der Sophienstraße, direkt vor dem Englischen Hof. Sein Opfer war der jüdische Medizinstudent Hanns Kahn, den er durch zwei Schüsse in den Hinterkopf tötete. Anschließend schoss Engelhorn sich selbst in beide Oberschenkel, um, wie er bei der Vernehmung angab, nicht fliehen zu können. Eine antisemitische Haltung konnte beim Täter nicht festgestellt werden. Engelhorn selber beschrieb seine Tat als einzigen Ausweg aus einem Zustand großer Willenlosigkeit. Ein Suizid kam für ihn - nach langen Überlegungen - nicht in Frage, da er dies als Feigheit und verlogen ansah. Engelhorn war der Ansicht, dass er nur durch eine Tat, die kein Zurück erlaubte, seine innere Freiheit wiederbekommen könne.

Von einer Haftstrafe wurde abgesehen, da man Engelhorn nach einer psychischen Untersuchung als geistig nicht zurechnungsfähig einstufte. Vom 24. April bis zum 6. Juni 1920 wurde er in der psychiatrischen Klinik in Heidelberg betreut. Danach brachte man ihn in die Heil- und Pflegeanstalt Illenau, in der er bis zum 26. Januar 1929 blieb. Die letzten elf Jahre seines Lebens verbrachte Engelhorn in der Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch. Engelhorns Zustand war schwankend; obwohl er zwischenzeitlich klare geistige Momente hatte, konnte man jedoch nie von einer vollständigen Genesung sprechen. Während seiner Aufenthalte in den verschiedenen Pflegeanstalten versuchte Robert Engelhorn mehrmals zu fliehen.

Am 3. Juni 1941 schrieb Engelhorns Stiefmutter nach Wiesloch, um sich nach dem Befinden Engelhorns zu erkundigen, von dem sie schon lange nichts mehr gehört hatte. Zu diesem Zeitpunkt lebte Engelhorn jedoch schon nicht mehr, da er am 20. Juni 1940 im Zuge der "Euthanasie-Aktion" des Nazi-Regimes nach Grafeneck gebracht und dort ermordet worden war. In den "offiziellen" Akten findet man nur ein Schreiben, das besagt, dass Robert Engelhorn in die außerbadische Anstalt Sonnenstein in Pirna (Sachsen) verlegt worden und dort verstorben sei. Fingierte Todesorte waren ein häufiges Mittel des Nazi-Regimes, um ihre Tötungsaktionen zu vertuschen.
Robert Engelhorn war eines der unzähligen Opfer der grausamen Verbrechen, die das Nazi-Regime an Behinderten und geistig erkrankten Menschen verübt hat.

Schülerinnen und Schüler der Klosterschule vom Heiligen Grab

Quellen/Literatur:

StABAD A5/Meldekarte; StABAD A32/Geburtsregister; StABAD A26/21-23; StABAD Badener Tagblatt März 1920; StAF B 821/2 Nr. 6235; GLAK 463 Zug. 1983-20 Nr. 11231