geb. 29.09.1875 in Karlsruhe, gest. 30.01.1945 in Irsee

Adressen:

Heimstraße 2 (1929-1931, nach Wiesental, von Wiesental kommend, 1936, nach Emmendingen)

Weiteres Schicksal:

Am 30. Januar 1945 in Irsee umgekommen

Bild(er):

Seit 1936 war das Badische Lehrerinnenheim mit seinem großen Park das Zuhause der pensionierten Hauptlehrerin Julie Löw. Sie war damals 61 Jahre alt. 9 Jahre später, Ende Dezember 1943 wurde sie in die Psychiatrie Wiesloch eingewiesen. Sie litt unter Demenz, im ärztlichen Zeugnis heißt es dazu: "War früher immer gutmütig und lebte für sich zurückgezogen. Im zunehmenden Alter, besonders im letzten Jahr, ging sie geistig mehr und mehr zurück. Es wurden auch Wortfindungsstörungen bei ihr beobachtet. Im Sommer ist sie 2mal von einem Spaziergang nicht zurückgekehrt, weil sie den Weg in das Heim nicht gefunden hat."

Am 7.1.1944 ergänzt ein anderer Arzt: "Sie findet es recht traurig, dass sie z.B. auf Befragen ihr Alter und Geburtsdatum nicht angeben könne. Stattdessen produziert sie leeres Gefasel… In ihrem Wesen treuherzig, freundlich, liebenswürdig."

Ende Januar 1944 wurde Julie Löw in die Psychiatrie Emmendingen verlegt und blieb dort für ein Jahr. Dann wurde die sogenannte "Heilanstalt" mit dem Näherrücken der Front als Kriegslazarett gebraucht, die ursprünglichen Patienten in andere Anstalten verlegt.

284 von ihnen kamen in das bayrische Kaufbeuren und in das dazugehörige Kloster Irsee. Bis März/April verhungerten dort mindestens 66 dieser Personen wegen planmäßiger Mangelernährung. Julie Löw musste die beschwerliche Reise nach Irsee am 9. Januar 1945 antreten, nur 3 Wochen später starb sie dort. Ihren Tod hatte man billigend in Kauf genommen.

Quellen/Literatur:

StABAD A5/Meldekarte; StAF E 120/1 Nr. 10254; GLAK 463 Zug. 1983-20 Nr. 356715

Hier wohnte
JULIE LÖW
JG. 1875
SEIT 1943 MEHRERE "HEILANSTALTEN"
"VERLEGT" 9.1.1945 "HEILANSTALT" IRSEE
ERMORDET 30.1.1945

Stolperstein Heimstraße 2, verlegt am 17. März 2023