geb. 25.02.1860 in Trier, gest. 02.12.1940 in Gurs

Beruf:

Privatier

Adressen:

Lange Straße 37 (1935-1936)
Lange Straße 33 (1936-1940)
Gernsbacher Straße 53 (1940)
Weinbergstraße 7 (1940)
Gernsbacher Straße 54 (1940)
Küferstraße 5 (1940)
Gernsbacher Straße 20 (1940) 1935.08.28 aus Trier

Weiteres Schicksal:

22. Oktober 1940 Deportation nach Gurs, dort am 2. Dezember 1940 verstorben

Bild(er):

Ehemaliger Offizier und Kaufmann. Bemühte sich ab 1938 vergeblich um Auswanderungspapiere nach Luxemburg. Am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert und dort am 2. Dezember 1940 verstorben.

Lebenslauf für die Beantragung eines Reisepasses, Oktober 1938

"Mein Lebenslauf
Ich bin jüdischer Konfession, aber in Bezug auf Religiosität liberalster Richtung. Geboren am 25. Februar 1860 zu Trier als zweiter Sohn des Großkaufmanns S. Schloss besuchte ich vom 5. bis 9. Jahr die Elementarschule, vom 9.-16. Jahr das Friedrich Wilhelmsche Jesuitengymnasium zu Trier bis Obersekunda und trat dann als Lehrling in Vaters Geschäft (Kurz & Wollmann-Großhandlung) ein. Am 1. April 1878 trat ich als Einjährig-Freiwilliger beim 8. Rheinischen Infanterieregiment Nr. 70 ein, wurde frühzeitig zum Gefreiten befördert und bekam mehrere, nicht deutschsprechende Elsass-Lothringische Rekruten zur Ausbildung, weil sonst keiner in der Kompagnie französisch sprach. Bei meiner Entlassung, 1. April 1889, wurde mir, wie auch im Militärpass ersichtlich, die mit Offiziersrang verbundene Qualifikation zum Feldlazarett Inspektor zugesprochen und vom Kompagnie-Chef Hauptmann Gresser folgendes Führungszeugnis ausgestellt:
Wortgetreue Abschrift
Attest über den Einjährig-Freiwilligen Schloss der 12. Kompagnie des Rheinischen Infanterieregiments Nr. 70
"… hat eine gute Erziehung erhalten, die Formen des gebildeten Mannes sind ihm geläufig. Er besitzt Takt in und außer dem Dienst. Er hat sich sehr eifrig bemüht, den Anforderungen des Dienstes zu genügen. Bei seiner guten militärischen Begabung ist ihm dies gelungen. Er kann in allen Dienstzweigen mit Nutzen als Vorgesetzter verwandt werden. Seine Führung in und außer dem Dienst war sehr gut. Die Kompagnie hält denselben als Reserveoffizier-Aspirant durchaus für geeignet." Nach meiner Dienstzeit arbeitete ich drei Jahre als kaufmännischer Angestellter in Paris und Boulogne sur Mer, wo ich die Filiale der Pariser Zentrale leitete und 42 Angestellte unter mir hatte. Infolge schwerer Erkrankung des Vaters (er starb bald darauf) musste ich nach Trier zurück und übernahm die Leitung des seit 1865 bestehenden Geschäfts. Februar 1888 heiratete ich. Meine 1927 verstorbene Frau stammte von München.
Wir hatten eine Tochter und einen Sohn, welch letzterer den ganzen Krieg an der Front mitmachte als Feldfunker. August 1935 schied ich wegen schwerer traumatischer Leiden (Ischias & Kopfneuralgie) & Alter (heute im 79. Jahr) aus dem Geschäft aus, übergab dasselbe meinem Sohn und behielt mir nur eine monatliche Rente von 100 RM vor und siedelte wegen der Thermalquellen nach Baden-Baden über, wo ich nun drei Jahre bescheiden lebe.
Die kleine Rente konnte seit Januar des Jahres, da unser Geschäft durch die antisemitische Gesetzgebung total ruiniert ist, nicht mehr gezahlt werden. Nach Aufzehrung meiner kleinen Ersparnisse musste ich im Mai die Hilfe der Städtischen Wohlfahrt (hier Fürsorge genannt) in Anspruch nehmen und lebe nun von der mehr als kleinen Unterstützung."

Quellen/Literatur:

StABAD A23/45; StABAD A5/Meldekarte; StABAD A23/39; Gedenkbuch Bundesarchiv; HStAS 99/001