Durlacher, Erna, geb. Solomonica

Erna Solomonica aus Chemnitz wird 1927 nach Baden-Baden an Arthur Durlacher verheiratet. Es ist eine arrangierte Ehe, wie es damals durchaus noch üblich war. 1928 kommt der einzige Sohn Gerhard zur Welt. Maria heißt sein Kindermädchen. Sie kommt aus dem Schwarzwald und wird von der ganzen Familie geliebt. Aber seit den Nürnberger Rassegesetzen von 1935 sind Juden Bürger zweiter Klasse und dürfen keine christlichen Hausangestellten unter 45 Jahren mehr beschäftigen.
Statt Maria kommt Lena. Die neue Haushilfe entpuppt sich als Drachen, dem sich Erna Durlacher nicht widersetzen kann. Bald stellt sich heraus, dass Lena in der Speisekammer regelmäßig etwas mitgehen lässt und sie meint, dazu ein Recht zu haben. Als sie zur Rede gestellt wird, droht sie, der Familie die "Partei" auf den Hals zu hetzen. Die wenigen erhaltenen Familienfotos sprechen eine deutliche Sprache: "Erna hatte Angst. Wenn man das Gesicht sieht, dann ist sie angespannt und ängstlich." Das sagt Gerhard Durlachers Ehefrau, die Holländerin Aneke Durlacher. Sie hat nach Kriegsende ihren Mann kennengelernt und von den Geschichten seiner Familie erfahren.

1937 flieht die Familie vor den Nazis nach Holland, doch 1942 werden die Durlachers verhaftet und in das Lager Westerbork gebracht. Hier kann Arthur Durlacher für seine Familie Aufschub erreichen, da er im Kabarett des holländischen Internierungslagers unter dem Künstlernamen Arturo d'Alberti auftritt. Außerdem hat er Freunde, die ihn immer wieder von der Deportationsliste streichen. Doch schließlich werden auch die Durlachers nach Theresienstadt verschleppt. Dort bricht sich Erna bei allem Unglück auch noch ein Bein. Das ist kurz bevor die ganze Familie nach Auschwitz deportiert wird. Nach ein paar Monaten im sogenannten "Familienlager" von Auschwitz werden sie getrennt.
Elsa Durlacher kommt im Mai 1944 in Stutthof um, ihr Mann im Mai 1945 in Bergen-Belsen. Nur der Sohn Gerhard kann überleben.